The Pool - System für ein freies Erzählspiel

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nette
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The Pool - System für ein freies Erzählspiel

Beitrag von nette »

The Pool - Ein Rollenspiel von James V. West (ins Deutsche übertragen von Frank Tarcikowski).
http://tanelorn.net/index.php/topic,62195.0.html
Es ist leichtgewichtig, würfelminimalisiert und fördert das erzählfreudige Spiel. Ich würde das gerne testen, um festzustellen, ob ich das System verwenden will. Wer möchte das zusammen mit mir ausklamüsern?
The Pool ist ein Rollenspiel, das ein erzählerisches Zusammenwirken von SL und Spielern betont.
Ihr könnt es nach Belieben für das Setting eurer Wahl verwenden. Einer von euch muss die Rolle
des Spielleiters (SL) übernehmen – er leitet das Spiel. Zum Spielen braucht ihr einen Haufen W6
(sechsseitige Würfel), wovon eine Handvoll (die „SL-Würfel“) sich optisch von den übrigen
unterscheiden sollten.
Zu Beginn der Charaktererschaffung erhält jeder Spieler 15 Würfel als Anfangspool. Die restlichen
Würfel kommen in einen gemeinsamen Pool.
Erstens: CHARAKTERERSCHAFFUNG
Nachdem ihr euch auf ein Setting geeinigt habt, könnt ihr mit der Charaktererschaffung beginnen.
Das geht ganz einfach: Jeder schreibt eine Geschichte mit 50 Worten. Stell dir vor, du schreibst ein
Buch, und dies ist die Einführung deiner Hauptfigur. Du hast nur 50 Worte zur Verfügung,
konzentriere dich also auf die wichtigsten Aspekte des Charakters und darauf, wie er sich in das von
euch gewählte Setting einfügt. Die Nennung des Namens des Charakters wird bei der Anzahl der
Worte nicht mitgezählt.

BEISPIEL EINER GESCHICHTE:
Ich habe meinen ersten Charakter für The Pool erschaffen. Das Setting ist eine düster-magische
Fantasywelt. „Damart der Hexer wurde vom geheimen Orden der Verlorenen Lande in der Kunst
der Elementarmagie unterwiesen. Er verliebte sich in eine Initiatin, die bei seinem außer Kontrolle
geratenen Versuch, ihr einen Zauber beizubringen, ums Leben kam, woraufhin der Orden ihn
verstieß. Jetzt sucht Damart einen Weg, sie von den Toten zu erwecken.“

Um das System einsetzen zu können, würde ich dazu eine Testrunde "Das seltsame Internat" anbieten.

Das Gebäude von Hogwards als Internat (Keine Besen, keine Häuser, kein Dumbledore, keine Eulen)
Ihr seid Schüler in den 1920ern

...ein ganz normales Inernat. Aber irgendetwas seltsames passiert hier......

Es ist Nacht. Du schläfst in Deinem Himmelbett, der alten Hogwardsburg. Von einem Geräusch wirst Du wach. Etwas ist unter Deinem Bett. Dein Mitschüler im Nachbarbett, scheint es nicht zu hören. Er schnarcht ganz leise vor sich hin. ahrscheinlich hast Du Dich getäuscht. Morgen muß ich die Mathearbeit bei Proffessor Windlehime schreiben. Du solltest schlafen. Als du gerade wieder wegschlummerst, hörst Du wieder das Geräusch. Ein Scharren auf den Holzdielen. Ein Kratzen am Bettpfosten. Stocksteif wirst Du. Wahrscheinlich hat sich nur die Katze der Haushälterin bei Dir eingeschlichen, beruhigst Du Dich selbst. Genervt wirfst du die Bettdecke zur Seite, stehst auf und kniest Dich in deinem gestreiften Pyjama auf den Boden, um unters Bett zu sehen.....
What is this? Ich bin nicht Jim Katzajian.
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nette
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Re: The Pool - System für ein freies Erzählspiel

Beitrag von nette »

Regeln:

THE POOL
Ein Rollenspiel von James V. West
(ins Deutsche übertragen von Frank Tarcikowski)

Ich danke allen auf The Forge (indie-rpgs.com). Besonders danke ich Ron Edwards, Scott Knipe,
Paul Czege, Mike Holmes, Blake Hutchins, Nathan E. Banks, Rene Vernon, Tim Denee (und
rpg.net), bankuei, David Farmer (und allen anderen von Collector Comics), Shawn Martin, James
Perrin, Phillip Keeney, Dawna Keeney (zwinker), usw.


The Pool ist ein Rollenspiel, das ein erzählerisches Zusammenwirken von SL und Spielern betont.
Ihr könnt es nach Belieben für das Setting eurer Wahl verwenden. Einer von euch muss die Rolle
des Spielleiters (SL) übernehmen – er leitet das Spiel. Zum Spielen braucht ihr einen Haufen W6
(sechsseitige Würfel), wovon eine Handvoll (die „SL-Würfel“) sich optisch von den übrigen
unterscheiden sollten.

Zu Beginn der Charaktererschaffung erhält jeder Spieler 15 Würfel als Anfangspool. Die restlichen
Würfel kommen in einen gemeinsamen Pool.

Erstens: CHARAKTERERSCHAFFUNG
Nachdem ihr euch auf ein Setting geeinigt habt, könnt ihr mit der Charaktererschaffung beginnen.
Das geht ganz einfach: Jeder schreibt eine Geschichte mit 50 Worten. Stell dir vor, du schreibst ein
Buch, und dies ist die Einführung deiner Hauptfigur. Du hast nur 50 Worte zur Verfügung,
konzentriere dich also auf die wichtigsten Aspekte des Charakters und darauf, wie er sich in das von
euch gewählte Setting einfügt. Die Nennung des Namens des Charakters wird bei der Anzahl der
Worte nicht mitgezählt.

BEISPIEL EINER GESCHICHTE:
Ich habe meinen ersten Charakter für The Pool erschaffen. Das Setting ist eine düster-magische
Fantasywelt. „Damart der Hexer wurde vom geheimen Orden der Verlorenen Lande in der Kunst
der Elementarmagie unterwiesen. Er verliebte sich in eine Initiatin, die bei seinem außer Kontrolle
geratenen Versuch, ihr einen Zauber beizubringen, ums Leben kam, woraufhin der Orden ihn
verstieß. Jetzt sucht Damart einen Weg, sie von den Toten zu erwecken.“

Zweitens: MERKMALE UND BONI WÄHLEN
Wähle jetzt die wichtigsten Elemente deiner Geschichte aus. Dies sind Merkmale des Charakters,
die dir dabei helfen werden, die Kontrolle über das Spielgeschehen zu erlangen.
Merkmale können alles sein, von Freunden und Feinden über ein gutes Pferd bis hin zu einem
Hang, in Schwierigkeiten zu geraten. Was immer dir wichtig an deinem Charakter ist, kommt als
Merkmal in Frage. Du kannst das Merkmal formulieren, wie du möchtest, solltest aber darauf
achten, dass es zu deiner Geschichte passt. In Damarts Geschichte heißt es z.B.: „Jetzt sucht Damart
einen Weg, sie von den Toten zu erwecken.“ Ein hieraus abgeleitetes Merkmal könnte lauten:
„Sucht einen Weg, seine Geliebte wieder zum Leben zu erwecken“, oder: „Will seine Geliebte von
den Toten erwecken“, oder etwas ähnliches. „Besitzt profunde Kenntnisse der Todesmagie und
Totenerweckung“ wäre hingegen unpassend, da sich aus der Geschichte nichts dergleichen ergibt.
Du solltest das Merkmal möglichst konkret halten, damit ihr euch im Spiel nicht über schwammige
Formulierungen streiten müsst. Damart ist z.B. ein Elementarhexer. Wenn er daher seine Magie
einsetzt, dann ist es Elementarmagie, keine Todesmagie oder Sternenhagel aus seinen Fingern.
Merkmale wie „Magie“ oder „Gelehrter“ sind zu vage – sei genauer!
Wichtigen Merkmalen kannst du Boni in Form von Bonuswürfeln zuweisen. Boni erhöhen die
Wirksamkeit eines Merkmals während des Spiels. Du kannst auch Merkmale ohne Bonus haben.
Die Boni kosten dich eine Anzahl von Würfeln aus deinem Anfangspool in Höhe des Bonus mal
sich selbst. Ein Bonus von +2 kostet also 4 Würfel, ein Bonus von +3 kostet 9 Würfel. Achte darauf,
noch ein paar Würfel im Pool zurück zu behalten – mindestens 3 oder 4.

BEISPIEL FÜR MERKMALE UND BONI:
Nachdem ich Damarts Geschichte aufgeschrieben habe, wähle ich meine Merkmale und weise
ihnen Boni zu. Die Boni kosten insgesamt 9 Würfel, ich behalte 6 Würfel in meinem Pool zurück.
- Elementarhexer des Ordens der Verlorenen Lande +2
- Verstoßener des Ordens der Verlorenen Lande
- von Liebe getrieben +2
- auf der Suche nach einem Weg, seine Geliebte von den Toten zu erwecken +1

Drittens: DIE WÜRFEL ROLLEN LASSEN
Die Würfel bestimmen den grundsätzlichen Ausgang eines Konfliktes. Du musst also nicht für jede
einzelne Handlung würfeln. Ein Schwert zu schwingen bedarf keines Wurfes, sondern geschieht
durch einfachen Dialog mit dem SL. Ein Wurf in The Pool hat deutlich weitreichendere
Auswirkungen, als nur ein Schwert zu schwingen.
Jeder kann einen Wurf verlangen, wann immer sich ein Konflikt aus dem Spiel entwickelt oder er
einen neuen Konflikt eröffnen möchte. Erkläre einfach dein allgemeines Ziel und würfle. Um den
Wurf zu gewinnen, benötigst du eine 1 auf irgendeinem der geworfenen Würfel. Alle anderen
Ergebnisse sind egal. Zeigt keiner der Würfel eine 1, hast du verloren.
Für deinen Wurf wird dir der SL 1-3 SL-Würfel reichen, die du deinen Würfeln hinzufügst. Kannst
du einen klaren Zusammenhang zwischen deinem Ziel und einem der Merkmale deines Charakters
begründen, dem ein Bonus zugewiesen ist, so füge Bonuswürfel in entsprechender Höhe hinzu.
Darüber hinaus kannst du bis zu 9 Würfel aus deinem Pool aufs Spiel setzen. Diese Würfel erhöhen
die Erfolgswahrscheinlichkeit erheblich, doch sollte der Wurf misslingen, verlierst du alle so
eingesetzten Würfel. Ein schlechter Wurf kann dich daher deinen gesamten Pool kosten.

BEISPIEL EINES WÜRFELWURFES:
Damart befindet sich in einer uralten Bibliothek. Ich möchte, dass er etwas findet, das ihn auf
seiner Suche weiterbringt, also verlange ich einen Wurf auf das Merkmal „auf der Suche nach
einem Weg, seine Geliebte von den Toten zu erwecken +1“. Der SL überreicht mir 1 SL-Würfel (für
das Merkmal +1) und entschließt sich, mir 2 weitere dazu zu geben (zur Erinnerung: er kann mir 1-
3 geben). Ich habe noch 6 Würfel in meinem Pool, von denen ich 4 aufs Spiel setze, um meine
Chancen zu verbessern.
Ich lasse alle Würfel rollen und habe Glück: ich würfle eine 1. Hätte ich keine 1 gewürfelt, dann
wären die 4 aufs Spiel gesetzten Würfel verloren gewesen und es wären nur 2 Würfel im Pool übrig
geblieben.

Viertens: ERFOLG UND VERSAGEN
Nach einem gewonnenen Wurf hast du zwei Möglichkeiten: Du kannst deinem Pool einen Würfel
hinzufügen oder einen Siegmonolog halten.
Wählst du den Würfel, so erzählt der SL den positiven Ausgang des Konfliktes nach seinem
Gutdünken. Möglicherweise laufen die Dinge dann nicht ganz so, wie du es dir vorgestellt hast. Nur
durch einen Siegmonolog kannst du ganz sicher gehen, dass das Ergebnis des Konfliktes genau so
ausfällt, wie du es wolltest. Durch den Siegmonolog übernimmst du für einen Moment die
Kontrolle über das Spiel. Du kannst die Handlungen deines Charakters und der Personen um ihn
herum sowie die Auswirkungen dieser Handlungen beschreiben. Du darfst in deine Beschreibung
auch Dinge einfließen lassen, die nur indirekt mit dem Konfliktausgang zu tun haben, z.B. das
Geschehen im Nebenraum oder das Auftauchen weiterer Personen.

Eigentlich kannst du fast alles tun, was du möchtest. Die einzigen Beschränkungen, die du beachten
musst, sind die Folgenden:
1) Nimm keine Veränderungen an anderen Spielercharakteren vor (wie z.B. sie zu töten). Du
kannst sie in Schwierigkeiten bringen oder ihre Umgebung verändern, doch respektiere die
Schöpfung deiner Mitspieler.
2) Bleibe im Einklang mit den etablierten Tatsachen und der Färbung eures Spiels. Stelle
Fragen an den SL oder beziehe deine Mitspieler in den Siegmonolog ein, wenn nötig.
3) Fasse dich angemessen kurz.

Diese Regeln sind eine Frage der Höflichkeit und der Stimmigkeit. Wenn ihr euch daran haltet,
werden alle am Tisch mehr Spaß am Spiel haben. Bei einem Verstoß kann der SL dich jederzeit bei
deinem Siegmonolog unterbrechen.
Nach einem verlorenen Wurf geschieht zweierlei: Erstens verlierst du alle aufs Spiel gesetzten
Würfel. Zweitens erzählt der SL einen Ausgang, der nicht deinem Ziel entspricht. Die Einzelheiten
dieses Ausgangs stehen im Ermessen des SL. Er kann z.B. neue Komplikationen für deinen
Charakter einführen oder schlicht und ergreifend eine Szene beschreiben, die das Gegenteil deines
gewünschten Ziels darstellt.

BEISPIEL EINES SIEGMONOLOGS:
Nach meinem gewonnenen Wurf aus dem vorigen Beispiel entscheide ich mich für einen
Siegmonolog. Der SL erteilt mir das Wort, alle spitzen die Ohren:
„Nachdem ich mehrere Stunden mühsam die verstaubten Bücherregale durchsucht habe, bin ich
kurz davor, aufzugeben. Hier ist nichts zu finden. Doch dann bemerke ich etwas Seltsames: In einer
dunklen Ecke lehnt ein Buch an der Wand. Und es lehnt nicht nur dort, es bewegt sich auch! Ich
schaue genauer hin, und das Buch trippelt unter den Tisch. Es kann laufen! Ich krieche unter den
Tisch und schaffe es, das Buch in die Finger zu bekommen. Es windet sich, kann sich aber nicht
befreien. Auf dem Einband prangen Lettern in einer sehr alten Sprache, die mir vage geläufig ist.
Der Titel lautet ‚Reich der Toten‘. Die Ränder der Seiten sind blutverschmiert.“
Dies scheint mir ein guter Abschluss zu sein. Die Neugier der anderen ist geweckt, und nun
übernimmt der SL wieder die Kontrolle und muss diesen neuen Umstand, den ich gerade erfunden
habe, für das weitere Spiel berücksichtigen.

Fünftens: DIE FORTGESETZTE GESCHICHTE
Hast du am Ende einer Sitzung 9 oder mehr Würfel im Pool, beginnst du die nächste Sitzung mit
derselben Anzahl. Hast du weniger, beginnst du mit 9 Würfeln im Pool. Am Ende jeder Sitzung
darfst du bis zu 15 Worte zur Geschichte deines Charakters hinzufügen. Dies können neue Zeilen
sein, oder sie können die bereits bestehenden Zeilen ergänzen. Du kannst sie auch bis zur folgenden
Sitzung aufsparen und dann 30 Worte schreiben.
Wenn du möchtest, kannst du neue Merkmale hinzufügen. Ferner kannst du jederzeit neue Boni
kaufen oder bestehende Boni erhöhen. Die Kosten sind dieselben wie zu Beginn: Der gewünschte
Bonus mal sich selbst (+2 kostet 4 Würfel aus deinem Pool, +3 kostet 9 Würfel usw.)

Sechstens: AN DER SCHWELLE DES TODES
Dein Charakter hat keine „Trefferpunkte“ und kein sonstiges Maß der Lebenskraft, doch er kann
sterben. Verlierst du einen Wurf in einer Situation, die der SL klar als tödlich einstuft, kannst du
entweder den Tod deines Charakters annehmen und einen letzten Siegmonolog halten, um ihn zu
beschreiben (ohne Wurf). Oder du kannst einen letzten Wurf versuchen, um sein Leben zu retten. In
diesem Wurf erhältst du weder Bonuswürfel für Merkmale, noch SL-Würfel. Du musst sämtliche
verbleibenden Würfel deines Pools aufs Spiel setzen. Jeder deiner Mitspieler kann bis zu 9 Würfel
aus seinem eigenen Pool dazugeben, um die Überlebenschancen deines Charakters zu erhöhen.
Egal, was bei dem Wurf herauskommt, alle eingesetzten Würfel sind verloren – auch die der
anderen Spieler.

Gewinnst du diesen Wurf, hat dein Charakter den Zwischenfall überlebt, doch du bekommst weder
einen Siegmonolog noch einen Würfel für deinen Pool. Der SL beschreibt, wie du dem Tod im
letzten Moment von der Schippe gesprungen bist.
Verlierst du den Wurf, so stirbt dein Charakter. In diesem Falle bekommst du einen letzten
Siegmonolog, um den Tod deines Charakters zu beschreiben. Mach was draus.

SCHLUSSWORTIch höre immer gerne von den Erfahrungen anderer Leute mit The Pool. Die Menge des bisherigen
Feedbacks war recht überwältigend, doch ich habe immer noch nicht genug. Also: spielt es!
Vielleicht schreibe ich irgendwann doch noch einen annehmbaren SL-Ratgeber auf der Grundlage
dieses Feedbacks.
Danke, dass ihr euch The Pool angesehen habt
What is this? Ich bin nicht Jim Katzajian.
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