Geschichte: Erste Begegnung

Archivierte Threads
Antworten
Benutzeravatar
Magnetklaue
Illuminatus regens
Beiträge: 4914
Registriert: Sa Mär 06, 2004 15:54
Realname: Anja
Wohnort: Biberach
Kontaktdaten:

Geschichte: Erste Begegnung

Beitrag von Magnetklaue »

Hallo zusammen,

ja eigentlich arbeite ich ja an der Fortsetzung von "Regen" aber das hat sich so dazwischengeschlichen. Also, es ist nicht lang aber kommt von Herzen und stellt Seraphikel mal etwas vor...für alle die diesen Engel nicht kennen aber trotzdem mal lesen wollen was abgeht. Seraphikel ist ein Raphaelit der sich sehr um die kleine Lunael *aufs avatar zeig* gekümmert hat, aus im Text näher bekannt werdenden Gründen.
Achja, ich kann kein Latein, darum hoffe ich das nicht zu viele Rechtschreibfehler und Bezeichnungsfehler vorherrschen.

Das Anja.




Erste Begegnung

Leise vor sich hin summend wanderte ein ziemlich kräftig gebauter und hochgewachsener Raphaelit durch die Gänge seines Heimathimmels. Es war schon sehr spät und ziemlich ruhig.
Aber Seraphikel war erst vor kurzem mit seiner Arbeit fertig geworden und jetzt hatte er noch Hunger. Also ging er, statt den direkten Weg zu seiner Cella zu nehmen, erst einmal im nahen Refectorium vorbei. Seine Nase sagte ihm das Soror Anita ihm wieder etwas aufgehoben hatte, als er den großen Speisesaal betrat.
Und tatsächlich, die runde Begine sah ihm lächelnd entgegen.
„Ich habe schon gedacht heute kommst du nicht mehr Seraphikel.“
Mit einem Grinsen nahm der Raphaelit die Schüssel mit Eintopf entgegen.
„Ich komme immer wieder, denn deinen Kochkünsten kann ich einfach nicht widerstehen.“
Er zwinkerte freundschaftlich und die Frau lachte. Dann wandte sie sich wieder um und verschwand in der Küche um aufzuräumen.
Seraphikel verliess die leere Halle und machte sich auf den Weg zu seiner Cella.
Auf halbem Weg kam er an eine Tür, die nicht fest geschlossen war und ein leises Wimmern drang an sein Ohr. Sofort stutzte der Engel und wandte unsicher den Kopf. Noch einmal klang ein leises Schluchzen an sein Ohr, dann herrschte Stille.
Ohne zu überlegen trat Seraphikel an die Tür und schubste sie leicht auf.
„Hallo?“ fragte er leise in den scheinbar leeren, dunklen Raum.
Es blieb still, doch als er sich gerade wieder abwenden wollte um die Tür fest zu schließen und endlich essen zu gehen, nahmen seine Augen einen Schemen war, der in der hintersten Ecke an der Wand saß. Schnell stellte er seine Schüssel auf den Boden und trat vorsichtig näher.
Im ersten Moment sah er nur Federn. Einen großen Haufen grauer Federn, doch dann umrundete er die kleine Gestalt und hatte eine Ordensschwester vor sich. Sie trug das Signum und keinerlei Votivbänder, also eine Postulantin. Scheinbar hatte sie versucht sich in ihre Flügel zu wickeln, doch jetzt regte sie keinen Muskel und lehnte nur etwas verrenkt an der Mauer.
Erst dachte Seraphikel das sie vielleicht schlief oder verletzt war, doch dann sah er das die Augen des kleinen Engels offen waren. Das jagte einen Schreck durch seine Glieder und er kniete sich schnell neben den leblosen Körper.

„Hey, hey…Kleine. Komm,“ flüsterte er eindringlich und schnippste ein paar Mal vor ihren Augen mit den Fingern. Keine Reaktion.
Er berührte ihre Schulter und stellte erleichtert fest das sie lebte und eigentlich bei bester Gesundheit war. Bis auf diese kleine, nebensächliche Tatsache das sie keinen Mucks von sich gibt, schalt er sich in Gedanken.
„Na komm schon, wach auf. Komm zurück. Was auch immer aber beweg dich endlich.“
So langsam fühlte er sich etwas verzweifelt. Eigentlich war sie gesund, aber doch augenscheinlich überhaupt nicht. Mit einem scheuen Blick sah er über die Schulter und dann wieder auf die kleine Gestalt vor ihm.
„Wehe wenn du das jemandem erzählst,“ murmelte er und setzte sich neben die Postulantin. Vorsichtig nahm er den wesentlich kleineren Engel in die Arme und strich zaghaft über den mit Federn bedeckten Rücken. Warum er das jetzt für richtig hielt konnte er nicht sagen, spürte aber auf eine Weise das es eine Möglichkeit war.
Er begann leise zu reden, recht zusammenhangloses Zeug aber nach einiger Zeit tat sich etwas. Die kleine Raphaelitin verkrampfte sich, rollte sich regelrecht zusammen, aber scheinbar nicht aus Unwillen ob der Berührung. Dann lösten sich leise Schluchzer und sie fing an zu weinen. Seraphikel brach es fast das Herz.
„Armes kleines Ding. Nicht weinen,“ versuchte er holperig zu trösten. Ohne genau zu sagen warum fühlte er sich verantwortlich für sie.
Und obwohl er es nicht gedacht hätte hörte die Raphaelitin nach kurzer Zeit wirklich auf zu weinen. Sie entspannte sich wieder und lag nun mehr auf Seraphikels Schoss als etwas anderes.
Als der Ältere vorsichtig in ihr Gesicht sah hätte er fast gelacht. Die Postulantin war eingeschlafen. Ihre Augen waren geschlossen und sie atmete tief und langsam. Mit der kleinen Faust hielt sie eine Falte des weißen Kriegsrocks Seraphikels umklammert. Man konnte fast meinen sie würde gleich am Daumen nuckeln.
Seraphikels Gesichtszüge wurden weich und er strich fast liebevoll eine Haarsträhne aus dem schlafenden Gesichtchen. Dann schüttelte er verwirrt den Kopf. Was war denn das gewesen?
Er seufzte ergeben und lächelte. Dann gab es heute wohl nur kalte Suppe.
Der ältere Raphaelit versuchte die Flügel des kleineren Engels etwas zu ordnen, aber das Unterfangen war nicht sehr erfolgreich. Also saß er still und summte wieder vor sich hin. Wenigstens würde keiner vorbeilaufen und sich wundern was er hier trieb.
Normalerweise fand Seraphikel sich nicht gut mit den kleinen, wuseligen Postulanten zurecht. Dabei gab er selber Unterricht in Kräuterkunde. Aber normalerweise zog er sich lieber zurück wenn die Unterrichtsstunden vorbei waren.
Nun saß also gerade der größte Gefühlstrampel im Himmel zu Gratianopel hier und hatte eine kleine Postulantin auf dem Schoß. Die Wege des Herrn sind wahrlich unergründlich…
Nach einiger Zeit ging er zu leisem Singen über. Seraphikel liebte Musik und hatte sich lange Zeit sehr mit Gesang und Instrumenten beschäftigt. Damals hatte er noch in der Schar von Mudriel gedient. Die Michaelitin war eine wirklich ungewöhnliche Vertreterin ihres Ordens gewesen, mit dem Wortschatz eines alten Seebären und einer schönen Stimme. Sie hatte sich der Kunst der Musik gewidmet und sie hatten des öfteren gemeinsam gesungen.
Nun war er wieder hier und manchmal vermisste er die Freundschaft zu der älteren Michaelitin doch sehr. Wie es ihr wohl ging?
Seraphikel war so in Gedanken versunken das er erst nicht bemerkte das die kleine Postulantin erwacht war. Mit großen, grauen Augen sah sie ihn an.
Verdutzt lächelte er hinunter und zwinkerte dann.
„Willkommen zurück.“
Etwas tollpatschig rappelte sich die Kleine auf und sah ihn weiter an.
„Das war schön,“ sagte sie schließlich leise. Seraphikel errötete flüchtig.
„Danke…ähm, nun, geht es dir wieder besser?“
Nachdenklich legte die Jüngere den Kopf schief und sah dann fragend zu ihm auf.
„Ich weiß nicht. War ich krank?“
Seraphikel war regelrecht verblüfft und musste sich zwingen nicht zu lachen.
„Ähm, naja. Du schienst mir etwas…abwesend? Aber jetzt scheint wieder alles ok zu sein.“
Er klatschte in die Hände und faltete sie dann unter seinem Kinn.
„Aber sag mir doch wenigstens wie du heißt.“
Jetzt hatte er der Postulantin ein kleines Lächeln entlockt. Schwach zwar, aber vorhanden.
„Lunael, ich heiße Lunael.“
Jetzt klickte es in Seraphikels Kopf und er erinnerte sich.
Die kleine Lunael war immer sehr ruhig und still, hatte aber einen furchtbar niedlichen Charme. Außerdem war sie unglaublich geschickt in allem was sie tat, solange es sich um raphaelitische Tätigkeiten handelte. Ansonsten war sie doch ein wenig tollpatschig. Nun, eher etwas mehr. Es verging kein Tag an dem sie nicht über die eigenen Füsse stolperte oder beim Flugunterricht eine Bruchlandung hinlegte.
Noch nie hatte er jedoch erlebt das sie solche apathischen Anwandlungen hatte. Manchmal war sie nicht zum Unterricht erschienen, aber dann hatte er eher gedacht das sie eine andere Gruppe besuchte.
„Lunael, ja jetzt weiß ich wieder wer du bist,“ er lächelte aufmunternd.
Langsam begann er wieder aufzustehen und bot der kleinen Raphaelitin auch eine Hand an. Nach einem kurzen Blick griff sie zu und ließ sich auf die Beine helfen.
„Ich habe noch nichts gegessen, das werde ich jetzt mal nachholen,“ Seraphikel lächelte nun selber fast schüchtern, „wenn du möchtest können wir ja zusammen was essen?“
Nun schien Lunael sehr erfreut.
„Gerne,“ sagte sie leise.
„Gut, dann folge mir einfach mal.“
Er wandte sich um, nahm seinen Teller wieder auf und machte sich auf den Weg zurück zu Anita. Vielleicht war sie noch da und hatte irgendeine Kleinigkeit.
Als er gerade den Gang betrat griff eine kleine Hand nach der Seinen. Verblüfft sah er auf die Postulantin hinunter.
Lunael lächelte scheu.
„Danke für deine Hilfe. Ich weiß nicht was war, aber du hast mir geholfen.“
Seraphikel strahlte erfreut.
„Keine Ursache.“
"Stay free my misery
Keep on dancing till the end
And accept everything under the beautiful sky
‘Cause that’s where you will be smiling."
- hide - Misery (1996, Psyence) x
Bild
Benutzeravatar
Lhankor Mhy
Illuminatus regens
Beiträge: 2636
Registriert: Di Jan 14, 2003 23:58
Realname: Frank
Wohnort: Ulm
Kontaktdaten:

Beitrag von Lhankor Mhy »

Nette Geschichte. Erfahren wir auch in Geschichten, wie es weiterging mit ihr und ihrem "großen Bruder"? Hast Du da noch mehr in Planung/bereits geschrieben?

Falls Du Spoiler-Gefahr witterst, dann poste die Geschichte doch mit der Überschrift:

SPOILER! Geschichte: <hier Titel einfügen>


Dann können sich Interessierte selbst überlegen, ob sie sich das Erspielen versauen wollen, oder nicht.
Benutzeravatar
Magnetklaue
Illuminatus regens
Beiträge: 4914
Registriert: Sa Mär 06, 2004 15:54
Realname: Anja
Wohnort: Biberach
Kontaktdaten:

Beitrag von Magnetklaue »

Natürlich setzte ich nen Spoiler davor, wenn ich denke das der Inhalt heikel ist *pluster*
Aber das war meiner Meinung nach hier nicht der Fall.
Und was soll ich sagen, Lunael wird ja grad gespielt also...mal abwarten was passiert wenn sie damit durch ist :wink:
"Stay free my misery
Keep on dancing till the end
And accept everything under the beautiful sky
‘Cause that’s where you will be smiling."
- hide - Misery (1996, Psyence) x
Bild
Benutzeravatar
Lhankor Mhy
Illuminatus regens
Beiträge: 2636
Registriert: Di Jan 14, 2003 23:58
Realname: Frank
Wohnort: Ulm
Kontaktdaten:

Beitrag von Lhankor Mhy »

Nein, nicht falsch verstehen. 8O Ich meinte nicht, daß HIER ein Spoiler davor gehört. Ich meinte nur, daß Du Dich nicht zurückhalten mußt auch eventuelle heikle Dinge in den Geschichten zu erzählen, solange Du den Lesern eine faire Vorwarnung mittels "Spoiler" gibst. Also auf zukünftige Geschichten bezogen. :)
Benutzeravatar
Magnetklaue
Illuminatus regens
Beiträge: 4914
Registriert: Sa Mär 06, 2004 15:54
Realname: Anja
Wohnort: Biberach
Kontaktdaten:

Beitrag von Magnetklaue »

Jo, ist auch so angekommen ;)
Nur keine Panik, ich befürchte nämlich die nächste Geschichte wird etwas...extremer *muhaha*
Da werden es sich die Leute überlegen müssen es zu lesen. :D
"Stay free my misery
Keep on dancing till the end
And accept everything under the beautiful sky
‘Cause that’s where you will be smiling."
- hide - Misery (1996, Psyence) x
Bild
Antworten