Von Engeln und Menschen

Archivierte Threads
Antworten
Benutzeravatar
Lhankor Mhy
Illuminatus regens
Beiträge: 2636
Registriert: Di Jan 14, 2003 23:58
Realname: Frank
Wohnort: Ulm
Kontaktdaten:

Von Engeln und Menschen

Beitrag von Lhankor Mhy »

Im ***** und ******* [Name eines besser nicht zu nennenden Rollenspielverlags]-Forum ging ein Diskussionsthema zum Verhältnis von Engeln und Menschen um. Hier wurden interessante Punkte angebracht. Der - wie ich finde - wichtigste Punkt wurde von einer Spielerin eines Raphaeliten geäußert, und ich habe ihn dort kommentiert. Da ich finde, daß dies allen neuen wie (besonders!) auch den alten Engeln nochmals vor Augen geführt werden sollte, gebe ich diesen Beitrag hier in leicht überarbeiteter Form wieder:
Von mir überarbeitet hat geschrieben:
Original von Jiba auf dem ***** und ******* [Name eines besser nicht zu nennenden Rollenspielverlags]-Forum:
Ich denke, dass das Verhältnis zwischen Engeln und Menschen ein relativ gutes sein muss. Ich denke, dass Engeln in allen Orden beigebracht wird, die Menschen zu achten und zu lieben (im Sinne der Nächstenliebe); Engel kämpfen für Gott, klar, aber auch für die Menschen. Menschen sind wie die Engel Gottes Schöpfung und Gott hat die Engel selbst geschickt um die Menschheit gegen die Traumsaat zu verteidigen.
Meine Gabrielitin, Amiel, z.B. liebt die Menschen und ihr Wesen und weiß deshalb, warum sie eigentlich Tag für Tag die Legionnen des Herrn der Fliegen bekämpft; um die wunderbare Schöpfung zu erhalten.
So sollte es m.E. im Sinne der Angelitischen Kirche auch sein. Doch gibt es auch Engel, die sich für besser als die Menschen halten und dies die Menschen auch stets spüren lassen. Diese Arroganz oder dieses Nichtachten und Nichtrespektieren ist problematisch. Einerseits kehren sie damit die Liebe Gottes für seine Schöpfung in ein Dominieren mit harter Hand um, andererseits verlieren sie selbst mit der Zeit die Liebe aus ihren Herzen. Sie werden kalt und empfinden wenig. Das führt auch innerhalb der Schar zu Problemen. Und: für jeden Engel kommt dereinst der Tag, an dem er auf seine Freunde und Vertrauten unter den Menschen angewiesen sein wird - so er denn welche hat.

Die Engel der Schar, in der ich bisher erzählt habe, haben bis auf eine Ausnahme ein distanziertes Verhältnis zu den Menschen, geprägt von einer harten und kalten Arroganz. Sie haben zwar Nöte, aber ihnen fehlen die Vertrauten unter den Menschen (selbst bei den Monachen und Beginen), mit denen sie ihre Probleme teilen könnten oder die ihnen Fragen beantworten könnten, auf die kein Engel von sich aus eine Antwort weiß. Das ist sehr schade, da die Engel zwar der starke Arm der Kirche sind, aber gleichzeitig auch die Liebe Gottes für seine Schöpfung darstellen. Engel sind die Liebe selbst. Wenn nun die Liebe schal, hart und zwingend wird, kann das dann noch Liebe sein? Daher wird die nächste Zukunft der Schar möglicherweise von einer gewissen Tragik überschattet werden, die das bisher Erlebte noch in den Schatten stellt....

Es gibt gewisse Grundwerte, die die Angelitische Kirche - meist nicht wirklich direkt und offen - als prägend für die Beziehung zwischen Engeln und Menschen definiert hat. Diese Werte sind auf Nachhaltigkeit (in mehr als einer Hinsicht) ausgelegt. Engel (als Spielercharaktere) tun gut daran, herauszufinden, was die Menschen der Welt der Engel so bewegt, wo ihre Ängste und Nöte liegen und wie man ihnen helfen kann, denn DIES IST IHRE EINZIGE EXISTENZBERECHTIGUNG! Nur so kann ihre Mission auf Erden ein denkbar gutes Ende nehmen.

Nur wo Unverständnis für die mundane Welt das Urteil und Verhalten der Engel bestimmt, verbreiten sie Leid und Vernichtung unter denen, die sie hegen und schützen sollten. Unwissend kommen sie auf die Erde und müssen wieder gehen, ohne etwas verstanden zu haben.
Das, was Jiba ganz oben im Zitat sagte, ist der Schlüssel zum Wesen der Engel. Daher sollten dies auch die Spieler-Engel der neuen Scharen beachten. Bei den Chroniken der Engel geht es um solch grundlegende ethische Konzepte wie Nachsicht, Zusammenhalt, Einheit, Glaube, Treue, Zuflucht, aber auch Abkehr, Irrtum, Isolation, Dekadenz, Verfall, Mutation. Allein die hier aufgeführten Begriffe der Arkana der Welt der Engel sind bezeichnend für die (meist inneren UND äußeren) Konflikte dieser Welt. Engel, die nicht sensibel für solche Fragen sind, werden von den Mächten und Geschehnissen in der Welt der Engel zerrieben (oder zerreiben sich selbst). Ich empfehle jedem Engel-Spieler einmal die Arkana-Karten zur Hand zu nehmen und sich zu überlegen, wie die einzelnen Arkana und ihre Bedeutungen auf seinen Charakter zu interpretieren sind. Überlegt Euch, was die GROßEN Fragen dieser Welt sind, und welche Antwort der Charakter darauf bereits kennt, bzw. wie er damit umgeht, was er meint erkannt zu haben.

Ich habe zwei Engel in der alten Chronik erlebt, die sich in diesem Kontext so eingefügt haben, wie es für einen nachhaltigen Charakter m.E. notwendig ist - es sind beides Urieliten (die von Gilliane und von Johnny gespielten). Gilliane hat die Werte der Kirche, der Menschen und die (große) Mission der Engel auf Erden für sich als schützenswert akzeptiert und ihr Urielit handelt danach. Johnny hat das vielleicht nicht so reflektiert betrieben, kam aber ebenfalls aus der Perspektive der Menschen so rüber, wie es ein Engel des Herrn, der Bewahrer der Schöpfung, tun sollte.

Die anderen Engel waren leider viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als daß sie das große Bild der Schöpfung sehen konnten. Daher haben sie auch keine Bindungen zu den Menschen, die über die Pflicht-Kontakte durch ihre jeweilige Mission hinausgehen. Da sind massiv Chancen vertan worden. Interessanterweise sind solche Engel aber der Kirche meist sogar eher lieb , da sie (bindungslos) allzeit und überall einsetzbar und versetzbar sind.

Eine Schar kann die fehlenden Beziehung zu Menschen und anderen Engeln nur temporär ersetzen. Scharen werden umgebildet, umverteilt, zusammengelegt, vergehen(!). Keine Schar wird immer so bleiben können, wie sie ursprünglich war. Daher zwei Tips aus dem Management-Training: "Networking" und "Teaming" betreiben! Das sind die nachhaltig wirksamsten Aktivitäten, die einem Engel auf Erden eine längere Perspektive geben können. Alles andere ist nur kurzzeitig von Bedeutung und hinterläßt nirgendwo einen bleibenden Eindruck. Selbst ein eingeäschertes Dorf ist in ein, zwei Generationen wieder aufgebaut und besiedelt, da man ja die Felder nicht brach liegen lassen wird. Spieler-Engel sind aber dazu gedacht, etwas und nicht nur sich selbst zu bewegen.

Wofür kämpft Ihr als Engel des Herrn eigentlich? Für die Kirche? Für Euch? Für Ruhm und Votivbänder? Oder kämpft ihr nur GEGEN etwas? Lohnt es sich dann überhaupt zu kämpfen, wenn man nur DAGEGEN ist? Was ist denn, wenn ihr siegt? Was wird dann sein? Wer baut wieder auf? Wer macht die Schöpfung wieder heil? Was sagt ihr, wenn ihr vor Gott tretet und über eure Mission auf Erden berichten sollt?

Denkt mal darüber nach, wenn ihr wieder Wind unter den Schwingen habt und die kleine, verletzliche Gemeinschaft der Menschen unter euch wahrnehmt...
Antworten