Ja, ich bin zu kreativ. Meine neue Geschichte...traurig, aber wahr *lächel* nein, nein.
Ich hab sie absegnen lassen. Verzeiht mir Rechtschreibfehler, ich hab keine Prüfung *g* und nobody's perfect. Aber genug des Redens, viel Spass...
Das Anja.
Regen
Anriel liess ihren Blick stumm zum Horizont schweifen. Selbst als starker Regen einsetzte, zeigte die Gabrielitin keine Bewegung. Sie blieb starr, schien einfach nur zu warten.
Der junge Engel stand in den grauen Schleiern des Wolkenbruchs wie ein Standbild, das Schwert vor sich und die Hände fest um den Griff geschlossen. Ihre braunen Augen wirkten leer und das schwarze Haar fiel ihr ungebändigt in die Stirn. Normalerweise trug sie auch die praktischen Stirnbänder der Gabrieliten, doch heute fiel das leicht gewellte Haar frei bis zu ihren Schultern. Wasser lief ihr über das Gesicht, tropfte von ihren Haaren und der kleinen Nase.
Die riesigen braunen Schwingen mit ihrem hellen, cremefarbenen Muster liessen den Regen abperlen und bildeten Pfützen zu Füssen Anriels.
Nun kam etwas Bewegung in den schlanken Körper.
Anriel öffnete die Flügel leicht, hob sie an und spreizte sie über ihren Kopf wie ein natürliches Regendach. Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und betrachtete dann ihre rechte Hand mit einem Gesichtsausdruck, der nicht genau zu deuten war.
Sie schloss die Hand zur Faust, öffnete sie wieder und bewegte die Finger.
Gestern hatte dort nur ein blutiger Stumpf gesessen, ihre rechte Hand war abgetrennt gewesen.
Doch sie hatte noch gelebt, ganz im Gegensatz zu Rakiel, Meraniel, Xerel und Lisarel. Nun füllten sich auch die Augen der Gabrielitin mit Leben. Genauer gesagt mit unbändiger Wut.
Sie hätte fortgehen sollen, nicht die Anderen. Ihre Aufgabe war es zu kämpfen und die anderen Engel zu schützen, es war ihre Aufgabe nach vorne zu stürmen und wenn nötig zu sterben.
Mit einem Aufschrei riss sie ihr Schwert hoch, holte aus und liess es auf den Baumstamm niedersausen, der vor ihr lag. Das tote Holz knirschte.
"Verdammt", schrie sie und starrte auf ihr Flammenschwert, mit dem sie den Stamm beinahe ganz gespalten hatte. Es wurde wieder still, nur der Regen rauschte nieder und das Gras auf der Anhöhe raschelte im leichten Wind. Anriel keuchte und liess ihr Schwert los. Sie taumelte zwei Schritte rückwärts und konnte nur noch erstickt schluchzen. Fest presste sie ihre Hände auf die Augen, als könnte sie die Tränen so zurückhalten, und weinte still. Mit leisen Schluchzern sank Anriel in sich zusammen.
Es war niemand hier der sie dafür tadeln konnte, keine Ausbilder, die ihr sagten, dass Tränen Schwäche wären, und dass ein Gabrielit nicht schwach sein durfte.
Anriel war immer stark gewesen. Ob in ihrer Ausbildung, wo sie eine der Besten gewesen war, oder in ihrer Schar, der sie mit allem, was sie konnte gedient hatte. Heute morgen war sie stark gewesen, als ihre gesamte Schar beerdigt worden war. Anriel hatte sie begleitet, war vorgetreten und hatte einen Segen gesprochen und hatte dann an den Gräbern verharrt bis sie es nicht mehr ertragen konnte.
Philiel, der Raphaelit der ihr ihre Hand zurückgegeben hatte, hatte gesagt das sie mit ihm reden sollte. Es wäre nicht gut alles in sich "hineinzufressen".
Die grünen, sanften Augen des Heilers waren verständnisvoll gewesen. Er war schon so lange auf Erden, hatte schon soviel Leid gesehen und ertragen. Anriel wusste, dass er sie verstand, ihre Gefühle, doch es wäre erst recht ein Zeichen von Schwäche mit ihm zu reden, oder?
Sie hatte auf die Worte des Raphaeliten hin genickt und war gegangen um dem Begräbnis beizuwohnen. Jetzt war sie hier, auf einer Anhöhe, wo es weit und breit nicht mehr gab als das wogende Gras und den riesigen, toten Baumstamm zu ihren Füssen.
Hier waren Xerel und sie oft gewesen, manchmal um zu trainieren, doch meistens einfach nur um beisammen zu sitzen und den Wolken hinterherzuschauen. Xerel war Raphaelit gewesen und, obwohl er bereits die Sigil trug, war er begeistert davon sich etwas beibringen zu lassen. Speziell was sein Kurzschwert anging. Anriel hatte den quirligen und fröhlichen Engel sehr gerne gemocht und sich in seiner Gesellschaft immer wohl gefühlt.
Lisarel war auch manchmal mit ihnen gekommen. Gute, grosse Lisarel.
Beide hatten sie sofort akzeptiert als sie, ein kleiner Signumsengel frisch von der Weihe, den Platz des erfahrenen Gabrieliten der Schar einnehmen sollte.
Anriel hatte Teriel flüchtig kennengelernt.
Dieser Gabrielit war schweigsam, stark und loyal gewesen. Das Sinnbild Gabriels.
Teriel war wegen seiner unglaublichen Talente im Umgang mit allen Arten Waffen, vor allem aber wegen seines Talents anderen ebendieses zu vermitteln, nach Nürnberg gerufen worden. Es hiess, er solle dort Ausbilder werden. Er war diesem Ruf sofort gefolgt und Anriel hatte Teriel in Nürnberg getroffen.
Dort hatte der ältere Gabrielit persönlich seine kleine Ordensschwester ihren neuen Gefährten vorgestellt.
Rakiel war ein schlanker, hochgewachsener Michaelit. Was Anriel jedoch sofort auffiel, war seine Gefühlskälte. Rakiel führte seine Schar an, doch er war ein kalter Anführer. Die junge Gabrielitin hatte fast sofort das Gefühl gehabt, dass er lieber einen älteren und erfahreneren Engel als Ersatz für Teriel gehabt hätte. Nun, scheinbar hatte er damit ja recht gehabt.
Doch Xerel war sofort begeistert gewesen, ebenso Lisarel die grosse Urielitin.
Lisarel mit ihrem schwarzen Zottelhaar, das nie so in ihrem Zopf bleiben wollte, wie sie es gerne gehabt hätte. Dann war da noch Meraniel gewesen. Was er über sie gedacht hatte, als sie das erste Mal die Zelle der Schar betreten hatte, konnte sie nicht sagen. Meraniel redete nicht und zeigte nie Gefühle. Er sprach nur zu Rakiel durch die "Seele der Schar" und musterte die Welt mit seinen kalten, schwarzen Augen.
Doch so unglaublich es schien, nach und nach wurde sie akzeptiert.
Nicht nur von der gutherzigen Lisarel und dem vorlauten Xerel.
Anriel würde nie vergessen, wie Rakiel nach ihrem ersten gemeinsamen Kampf anerkennend genickt hatte und sie aus seinen forschen Augen aufmerksam ansah.
"Sehr gut Anriel", mehr hatte er nicht gesagt.
Anriel hätte es niemals zugegeben, aber das Lob des Scriptura-Michaeliten liess sie vor Freude fast platzen. Und für Rakiels Auffassung war das ein sehr grosses Lob gewesen.
Meraniel redete zwar nicht mit ihr, aber der Ramielit hatte seine eigene Art und Weise seiner gabrielitischen Schwester zu zeigen, dass er ihr vertraute. Für Anriel liess er manchmal die kalte Hülle, die ihn umgab,sinken und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Wenn sie manchmal unglücklich alleine dastand und niemand ihr zu helfen schien, tauchte er plötzlich neben ihr auf, berührte sie kurz an der Schulter und blieb einfach da. Anriel verstand das Verhalten des Ramieliten nicht unbedingt. Was sie jedoch verstand war, dass er dies augenscheinlich nur für sie tat. Und sie war glücklich darüber gewesen.
Doch jetzt waren sie alle fort, heimgegangen. Ohne ihre kleine Schwester...
Anriel wusste nicht was eigentlich geschehen war.
Sie waren auf einer recht simplen Mission unterwegs gewesen, die sich nur damit befassen sollte unklare Traumsaatsichtungen zu untersuchen. Tatsächlich hatten sie ein ganzes Nest dieser Dämonen gefunden. Genauer gesagt Verderberlibellen. Oder waren dort noch andere Wesen?
Die Gabrielitin hatte gekämpft und es sah soweit nicht schlecht aus, doch dann kam auf einmal alles anders.
Sie wusste nicht wieso, doch auf einmal durchfuhr ein scharfer Schmerz ihren Arm - und ihre Hand war fort, ebenso wie das Flammenschwert das sie eben noch damit gehalten hatte. Beides trudelte in die Tiefe.
Anriel war zu verblüfft um Schmerz zu spüren, und dann erwischte sie etwas von der Seite. Mit gewaltiger Kraft wurde sie fortgeschleudert, krachte in ein Wäldchen und wurde noch während ihres Absturzes bewusstlos.
Erwacht war sie in den Armen Philiels. Seine Augen, so waldgrün und offen hatten sie traurig angesehen.
Und doch hatte er gelächelt.
"Hallo, kleine Schwester," hatte er gesagt und dann wieder geschwiegen. Anriel spürte das sie immer noch müde war. Es würde bestimmt alles in Ordnung sein, das war zwar nicht ihr Xerel, aber bestimmt war der zu erschöpft. Wer weiss was er wieder alles heilen musste, der Arme.
Bestimmt hatten sie die Anderen schon fortgebracht.
Damit begann sie wieder davonzudämmern. Sie hatte Stimmen gehört, aber die waren nicht von Belang.
"Philiel, was gibts?! Wo bleibst denn du?"
Die Stimme war tief gewesen, brummig. Das lustige war nur, das sie im Moment scheinbar wirklich besorgt war und fast überschnappte.
Anriel dachte, das es doch wirklich keinen Grund zur Besorgnis gäbe. Sie wollte doch nur etwas ausruhen...also wirklich.
"Ich hab die kleine Gabrielitin gefunden. Sie lebt noch, aber sie hat viel Blut verloren. Wir müssen sie schnell zurück bringen, für die Hand brauche ich Ruhe."
"Kann sie uns vielleicht etwas sagen über... - über das hier?"
Jetzt war die zweite Stimme herangekommen.
"Das ist mehr als grausam."
"Nein Usariel. Lass sie ruhen."
Anriel schaffte es tatsächlich noch einmal die Augen zu öffnen.
Sie sah direkt in das besorgte Gesicht Usariels, der Gabrielit aus Philiels Schar. Wenn sie wacher gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich versucht sich aufzurichten um zu zeigen, dass hier wirklich niemand schwächelte. Schon gar nicht seine Ordensschwester. Der besorgte Gesichtsausdruck verschwand, als sie ihn ansah und er grinste, wenn auch etwas misslungen.
"Huhu, ich hab dein Schwert."
Er hielt es hoch und Anriel konnte gerade noch denken, dass es an ihm so klein aussah, dann fielen ihre Augen wieder zu. Sie wurde hochgehoben. Philiel trug sie, als wäre sie Luft, und Anriel wunderte sich. Xerel war nicht so stark.
Dann glitt sie wieder davon.
Erwacht war sie in ihrem Kloster. Dort, wo sie seit über einem Jahr stationiert gewesen waren. Man hatte sie auf eine Art Pritsche gelegt und versucht ihre Flügel so zu platzieren, dass sie bequem liegen konnte und nicht das Blut in ihren Flügelarmen abdrückte.
Trotzdem schmerzte scheinbar jeder ihrer Knochen und Muskel, als sie versuchte sich etwas zu bewegen. Verwirrt sah sie sich um und entdeckte den ungewöhnlich grossen Raphaeliten, der am Kopfende sass und sie stillschweigend musterte.
Als sie fragen wollte, wer er sei, kam nur ein heiseres Krächzen heraus.
"Bleib ruhig. Ich bin Philiel, vom Orden der heilenden Hände, wie du bestimmt bemerkt hast."
Er lächelte sanft.
"Ich habe hier etwas das du trinken solltest."
Er war aufgestanden, hatte von einem Hocker einen Becher geholt und kniete sich neben Anriels Lager. Mit sanfter Routine half er ihr etwas auf und stützte sie, während die kleine Gabrielitin gehorsam austrank. Man tat besser, was die Raphaeliten wollten, denn normalerweise wussten sie genau, warum sie etwas von einem wollten.
Diese Lektion hatte sie unter Xerel sehr genau gelernt. Und immerhin war es ihr immer gut gegangen.
Man erkannte nicht nur an den Zeichnungen auf Händen und Stirn des Raphaeliten, dass er schon alt war, sondern auch an seinen Bewegungen.
Er schien es sofort zu spüren, wenn sie zu schwach wurde den Becher selbst zu halten, half ihr ohne aufdringlich zu sein. Auch hielt und stützte er sie auf eine Art, die Gewohnheit erkennen liess. Gewohnheit, aber keinesfalls Unmut. Dieser Engel erfüllte seine Pflicht mit Hingabe und Liebe.
Anriel war so auf den älteren Engel konzentriert, dass sie gar nicht merkte, wie sie wieder davonzudämmern begann und fast den Becher fallenliess. Philiel zog ihn ihr ruhig aus den Händen.
Sie fühlte sich erstaunlicher Weise wohl, die Schmerzen waren abgeklungen.
Warum investierte der Raphaelit denn soviel Zeit in sie?
Dann traf sie etwas wie ein Blitz.
Moment mal...Hände?!!
Anriel fuhr hoch und sofort kamen die Schmerzen zurück und wüteten durch ihren Körper. Sie schrie auf und starrte fassungslos auf ihre rechte Hand. Da war sie wieder, vollständig, sogar die Zeichnungen waren wieder darauf.
Starke Hände packten sie an den Schultern und drückten sie wieder auf das Bett. Philiel sah sie sehr streng an.
"Wenn du nicht aufhörst herumzuzappeln werde ich dich ruhigstellen," schimpfte er leidenschaftlich.
"Aber, aber meine Hand."
Endlich hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. Doch nun stürzten auch die restlichen Bilder auf sie ein.
"Xerel, Lisarel! Wo sind sie?!"
Anriel wollte sich wieder gegen den Griff des grossen Heilers wehren, doch dieser hob mahnend den Zeigefinger.
"Ruhig!"
Jetzt hielt sie still, liess ihre Arme sinken und starrte Philiel fassungslos an. Sie sah in den grünen Augen des Raphaeliten tiefe Trauer und endlich verstand sie. Eine bleierne Ruhe senkte sich über Anriels Geist. Alles in ihr gefror, jedes Gefühl, jede Regung.
Und Philiel hatte ihr erzählt was geschehen war. Oder besser gesagt, das was seine Schar gesehen hatte.
Sie waren zur Hilfe gerufen worden, doch zu spät dagewesen. Keiner der anderen hatte überlebt. Und obwohl Philiel ein mächtiger Heiler war, konnte er nichts mehr tun. Lisarel hatte noch gelebt, so unglaublich es schien. Wie sie es durchgehalten hatte, wusste keiner zu sagen, doch als Philiel sich um sie bemühen wollte, hatte sie den Kopf geschüttelt.
"Musst meine kleine... kleine Anriel suchen. Helfen. Bitte."
Alle Anderen waren geschockt gewesen, als Philiel nickte und aufgestanden war.
"Habe sie... ich habe sie weggestossen."
Sie hatte ihren verbliebenen linken Arm gehoben.
"Dahinten. Wald."
Wieder hatte Philiel genickt und Lisarel hatte leicht gelächelt. Dann war sie einfach gestorben. Als hätte sie nur darum durchgehalten, ihre Schwester zu retten.
Yokael, sein Michaelit, hatte ihn beinahe geschlagen. Philiel hatte fast schon fest damit gerechnet.
"Was tust du da?"
Philiel hatte ihn traurig angesehen.
"Sie wusste, dass ich sie nicht mehr retten konnte. Ich hätte es versuchen können und sie wäre trotzdem gestorben. Irgendwo dort hinten ist jemand, den sie gerettet hat. - Jedenfalls war sie fest davon überzeugt, dass sie ihn gerettet hat. Hätte ich sie geheilt, wäre es umsonst gewesen und meine Kräfte wahrscheinlich gänzlich erschöpft. So kann ich wenigstens diesem anderen Engel das Leben retten."
Er hatte seinen Michaeliten nun ebenfalls mit Blicken durchbohrt.
"Also werde ich jetzt suchen gehen."
Philiel war gegangen.
Und er hatte Anriel gefunden. Im ersten Moment dachte er, dass es zu spät wäre, denn sie lag seltsam verrenkt am Fuss eines recht hohen Baumes. Wahrscheinlich war sie gegen ihn geprallt. Doch als er neben ihr war, hatte er sofort gesehen, dass sie atmete, obwohl ihr gesamter Kriegsrock mit Blut getränkt war.
Philiel hatte begonnen die Blutungen zu stoppen, besonders die am Handgelenk. Dann war auch schon Usariel aufgetaucht und beide waren unwahrscheinlich erleichtert gewesen, als der junge Engel sie aus seinen braunen Augen angesehen hatte. Zwar war sie sofort wieder eingeschlafen, aber Philiel spürte, dass er es schaffen würde.
Was genau passiert war, konnten sie nicht sagen. Es gab keine Kadaver von Traumsaat und die zerschlagenen Körper der Engel waren alle, nun, soweit alle noch da gewesen. Keine Beute war mitgenommen worden.
Philiel erzählte Anriel, was sie gefunden hatten, und Anriel spürte, wie diese tiefe Kälte immer weiter in ihren Geist drang. Lisarel war das gewesen.
Sie musste sich gegen Anriel geworfen haben, so dass sie abstürzte und den Klauen dieser Monster entgangen war. Warum hatte sie das getan? Vielleicht hätte sie sie ja retten können.
Tief in ihrem Herzen wusste Anriel jedoch, dass sie nichts hätte tun können ausser mit den anderen zu sterben.
Philiel versuchte ihr zu sagen, dass sie keine Schuld traf, doch Anriel war da anderer Meinung. Besser gesagt, ihr Stolz war da anderer Meinung. Letztendlich hatte er sie dann gebeten mit ihm zu reden, wenn sie etwas bedrückte, später. Das war am Morgen dieses Tages gewesen, doch Anriel erschien es, als sei es schon Jahre her. Philiel hatte sie unwillig zum Begräbnis ihrer Schar gehen lassen, denn er war der Meinung, dass sie sich schonen sollte.
Erst heute Morgen.
Die kleine Gabrielitin liess ihre Hände sinken und blinzelte durch die Tränen zum Himmel hinauf. Ihre Wut auf sich selber war im Moment verraucht, zurück blieb nur die Leere, die sie schon den ganzen Tag verspürte. Doch nun kam die Trauer. Die Tränen, die Anriel nun vergoss, waren nicht mehr Zornestränen. Nun weinte sie um ihre Brüder und ihre Schwester, die sie gerettet hatte. Sie vermisste sie jetzt schon und konnte sich nicht vorstellen, dass sie mit anderen Engeln zusammenarbeiten würde.
Als sie schwere Flügelschläge hinter sich hörte, war es schon zu spät. Sie konnte ihre Tränen nicht mehr aufhalten.
Ihre eigenen Schwingen hingen herunter und versanken im hohen, nassen Grass. Ihr schwarzer Kriegsrock sog sich mit Nässe voll. Sie hob die Hände wieder, verbarg ihr Gesicht, und versuchte sich klein zu machen. Warum ausgerechnet jetzt? Warum musste ausgerechnet jetzt ein anderer Engel hier auftauchen?
Anriel versuchte ihre Wut wiederzufinden, denn besser wütend sein als weinen. Doch es klappte nicht.
Da spürte sie eine Berührung an ihrer Schulter und ihren Flügeln, gepaart mit dem Rascheln von etwas feuchtem Stoff. Der Regen hörte scheinbar auf und Anriel konnte nicht anders, sie sah auf.
Es war Philiel.
Der Raphaelit hatte sich neben sie gekniet und schirmte Anriel mit einer seiner riesigen, weissen Schwingen ab. Er sah sie voller Wärme an und Anriel spürte, dass ihre Schultern wieder zitterten. Bevor sie wusste, was geschah, hatte der Raphaelit ihr einen Arm um die Schulter gelegt und drückte sie an sich.
In ihrem Kopf tobte die kindliche Stimme ihres Stolzes. Sie benähme sich wie ein Menschenkind, ein Baby, ein Schwächling.
Doch Anriel wollte diesmal nicht hören. Sie versteckte ihr Gesicht in den weichen Falten des weissen Kriegsrocks Philiels und weinte. Alles sprudelte aus ihr heraus, ihre Schuldgefühle und ihre Traurigkeit. Philiel hielt sie fest, streichelte ihren Rücken, hörte ihr zu und redete dann beruhigend auf sie ein. Obwohl Anriel nichts verstand, war der leise, beruhigende Singsang seiner Stimme Balsam für ihre Seele.
Nach scheinbar unendlich langer Zeit versiegten ihre Tränen. Sie schluchzte nur noch ab und zu verloren.
Philiel hielt sie trotzdem noch, schob sie dann aber etwas von sich und sah sie prüfend an. Anriel wischte sich unwirsch über das Gesicht.
"Tut mir leid...ich verhalte mich wie ein Kind", murmelte sie und starrte zu Boden.
"Das macht nichts. Denn schliesslich...naja", sagte Philiel und lachte traurig auf. Er beendete seinen Satz nicht.
"Jeder braucht ab und zu jemanden, der für einen da ist. Selbst ihr Gabrieliten braucht das," antwortete er stattdessen und drückte ihre Schulter noch einmal kurz.
"Wir sind nicht so verschieden von den Menschen, glaube mir. Ich hab schon so viel gesehen...ich hoffe, dass du das niemals sehen musst."
Die grünen Augen wanderten zum Horizont, durch die grauen Regenschleier.
"Selbst ein Engel braucht manchmal eine tröstende Hand."
Sein Blick huschte zurück zu Anriels Gesicht, das ihm aufmerksam zugewandt war. Ihre grossen, nussbraunen Augen sahen ihn an. Philiel lächelte wieder, diesesmal ohne eine Spur von Traurigkeit.
"Hm, aber Gabrieliten brauchen das bestimmt weniger," erklärte sie bestimmt.
Da lachte Philiel auf.
"Natürlich, das ist ja ganz klar," antwortete er.
Anriel nickte, dann wischte sie sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Irgendwie fühlte sie sich in Gegenwart des älteren Engels sehr wohl. Einen Moment tanzte etwas am Rande ihres Geistes, doch bevor sie sich genau darauf konzentrieren konnte, war es schon wieder weg.
"Nun hör mal, ich sollte dich suchen."
Philiel beugte sich etwas vor und seltsamerweise verdunkelte sein Blick sich.
"Meine Schar zieht morgen weiter, Richtung Nürnberg. Du sollst uns begleiten und dich erstmal in deinem Heimathimmel melden. Eladriel, das ist der Ramielit meiner Schar, hat heute früh die Nachricht erhalten. Sie... nun, sie sagen es wäre an der Zeit für deine Sigil-Weihe."
Man sah es Philiel an, dass es ihm unangenehm war, dieses Thema jetzt anzusprechen.
"Wie? Ich? Nach diesem... diesem... ", hilflos breitete Anriel die Arme aus und liess sie wieder sinken. Ihre Stimme zitterte zwar, doch sie blieb standhaft. Bevor Philiel jedoch antworten konnte, winkte die junge Gabrielitin ab.
"Es ist schon gut, mach dir nichts draus. Ich werde euch begleiten."
Sie stand auf.
"Besser in Gesellschaft, als ganz alleine zu fliegen, nicht wahr?"
Ihr Blick glitt zum Himmel empor und sie schüttelte ihr Gefieder aus. Mit einem einem grossen Schritt war sie bei dem Baumstamm und packte ihr Schwert am Griff. Sie zog es schwungvoll heraus und hängte es wieder an ihrem Gürtel ein.
"Na komm, lass uns zurückfliegen. Wir sind ja beide schon patschnass."
Der Raphaelit stand ebenfalls auf und sah auf den kleinen Engel hinunter. Anriel wandte sich wieder um, starrte verdutzt auf den Bauch des grossen Engels und grinste dann verblüffenderweise zu ihm empor.
"Und schrumpf etwas, ich muss immer aufschauen."
Philiel lachte wieder leise und strich ihr über das Haar.
"Na dann, fliegen wir."
Anriel lächelte ebenfalls, wandte sich ab und lief zwei Schritte. Sie stiess sich kraftvoll vom Boden ab und gewann mit einigen kräftigen Flügelschlägen rasch an Höhe. Lisarel war eine gute Lehrerin gewesen...
Leise schickte sie ein Gebet gen Himmel, dankte ihrer urielitischen Schwester für den Unterricht, für ihre Freundschaft und für ihre Rettung. Sie bat Gott darum ihre Geschwister wieder gut aufzunehmen und zu behüten. Bestimmt würden sie sich wiedersehen. Anriel glaubte fest daran.
Der Raphaelit sah ihr hinterher, bevor er selber seine gewaltigen Flügel ausbreitete. Noch einmal huschte ein trauriges Lächeln über sein Gesicht. Er folgte dem kleiner werdenden Schatten Richtung Westen und etwas hallte in seinem Kopf nach...
'Denn schliesslich... schliesslich... ', doch er verdrängte den Gedanken. Er hatte hier eine Aufgabe und wollte nicht mehr denken.
Geschichte: Regen
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Wenn du das sagst *seufz*
Knock...knock...knocking on heavens door *sing*
Dieses Lied stand Pate für die Geschichte, so wie auch für jedes meiner Bilder ein Lied verantwortlich ist *g* dann bin ich einfach kreativer.
Und ehrlich gesagt resultiert "Regen" auch aus einem Bild, das mir zu diesem Lied eingefallen ist. Jetzt muss ich es nur noch zeichnen...oh mann, wie bring ich 2 Engel mit den ganzen Flügeln auf ein Bild ??
Nochmal danke für das Lob.
Das Anja.
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Dieses Lied stand Pate für die Geschichte, so wie auch für jedes meiner Bilder ein Lied verantwortlich ist *g* dann bin ich einfach kreativer.
Und ehrlich gesagt resultiert "Regen" auch aus einem Bild, das mir zu diesem Lied eingefallen ist. Jetzt muss ich es nur noch zeichnen...oh mann, wie bring ich 2 Engel mit den ganzen Flügeln auf ein Bild ??
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Wenn du willst und dich traust, kannst du die Geschichte mal an Tommy von der Anduin schicken. Wir machen gerade einen KG-Wettbewerb.... wenn du willst...
http://www.anduin.de/forum/index.php?ac ... 6a0a4b2e77
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Halbwissen macht frech!
Lasst Rollenspieler die Welt retten - Wir haben in sowas praktische Erfahrung.
“That's one of the remarkable things about life. It's never so bad that it can't get worse.”
-Calvin-
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Aber wehe da köpft mich einer...
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Ich hab da zwar mal angefragt, aber irgendwie antwortet man nicht wirklich. Dauert das immer was länger? Oder gefällt denen meine Visage nicht ?
Kann ja gar nicht sein, so hübsch wie ich bin...*rofl*
Etwas narzistisch heute...
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