Was war denn Deiner Meinung nach das "Ziel" dieser "Kampfschule", an dem mit dieser "Lektion" vorbeigeschossen wurde?Christoph hat geschrieben: diese Kampfschule der Söldner ist wirklich total am Ziel vorbei geschossen,
Inwieweit macht die Tatsache, daß der Text nicht die einzige Textstellen unter allen Rollenspielen ist, in denen Erniedrigung und Vergewaltigung vorkommt, diesen dann besser oder akzeptabler?Christoph hat geschrieben:Dieser Text ist eklig, aber steht absolut und überhaupt nicht alleine in unserem Hobby.
Bsps nötig?
Deine Beispiele greifen Elemente im Rollenspiel auf, die vorkommen können. Die Frage ist nicht und kann nach meinem Dafürhalten auch nie sein, OB solche Themen vorkommen, sondern WIE diese Themen vorkommen, WIE sie präsentiert werden, WIE damit umgegangen wird.
Und hier ist AC tatsächlich (neben dem zu Recht berüchtigten F.*.*.*.L, wo die Würfel niemals lügen können) etwas gelungen, was ich als nicht mehr akzeptabel empfinde: durch Vergewaltigung und andere Erniedrigung und Mißbrauch von Wehrlosen "des anderen Geschlechts" kann sich ein solcher "Plünderer" aufpowern!
DAS ist das Problem, was ich damit habe.
Wenn in Cthulhu die Spieler bzw. ihre Charaktere in ethische Grenzsituationen gebracht werden, wo sie die Verzweiflung spüren können (oder gar sollen), die in solchen Situationen, wo man nur schlechte Entscheidungen treffen kann, auftreten, dann nicht um die SCs an Kampfkraft zu stärken oder sonstwie aufzupowern.
Bei AC kann ein "Plünderer", der etwas verletzt ist, hergehen und eine Frau vergewaltigen. Wenn er das mindestens 10 Minuten lang tut und die Frau dabei Widerwillen und Abscheu empfindet, dann powert ihn das so hoch, daß seine Wunden geheilt werden.
Meine Güte!
Also hier habe ich schon ziemliche Bedenken bezüglich der geistigen Gesundheit der Autoren.
Klar gibt es das Thema "Vergewaltigung im Rollenspiel". Woher kommen z.B. sonst die Halborks her?
Doch kann man als Autor ja immer wählen, ob man so etwas explizit hineinschreibt (z.B. eben beim Hintergrund zu Halborks). Das habe ich auch gut und stimmig bei Fantasy-Settings schon gesehen. Das geht also. Nur war es hier im Hintergrund für die jeweilige (Misch-)Fremdrasse enthalten und die Spieler wurden angehalten sich Gedanken zu machen, über die Familie, in der sie als Vergewaltigungskind aufwuchsen. Mit allen Problemen, die dabei aufkommen.
Bei AC wurde ein anderer Weg gewählt. Klar, Plünderer plündern, vergewaltigen, brandschatzen. - Wenn jetzt aber ein Regelwerk, welches eh schon unnötig Crunch-lastig ist, dann auch noch explizite Vergewaltigungsregeln enthält, dann ist das schon schlimm. - Wenn das Ausspielen solcher Vergewaltigungsregeln aber dem jeweiligen Charakter auch noch VORTEILE, und NUR VORTEILE(!) bringt, dann ist das für mich unerträglich.
Natürlich könnte man diese Regeltechnik im aktiven AC-Spiel als Spielleiter einfach weglassen. Das ist auch garnicht das Problem. Ich lasse bei Engel auch die für mich nicht akzeptablen Elemente weg. Und ich denke, daß machen die meisten Spielleiter so.
Schlimm finde ich es, daß der AUTOR diese explizite Vergewaltigungsregelung überhaupt in sein Regelwerk hineingeschrieben hat.
Der Autor ist die erste Instanz, die einen Text überprüfen kann. Dann gibt es ja auch noch Lektoren (sollte es, wenn Nackter Stahl, wie Du sagtest, einer der größerern Verlage in Deutschland ist). - Das nennt man Qualitätssicherung.
Die Zielgruppe von AC sind sehr junge, männliche Rollenspieler, die sich sexuell noch festigen müssen (um es mal so zu umschreiben - die Aufmachung von AC spricht da deutlichere Sprache). Gerade ein Rollenspiel, das für diese Zielgruppe geschrieben wurde, sollte - nein MUSS - einer kritischeren Inhaltsprüfung standhalten, als ein deutlich erkennbar an ein reiferes Publikum gerichtetes Rollenspiel.
Wenn an ihren Kindern und deren Hobbies interessierte Eltern (ja, solche gibt es auch heute noch ab und an) sich mit solchen Inhalten konfrontiert sehen, dann ist dies nicht ein positiver Effekt für das Rollenspiel-Hobby insgesamt.
Hier haben wir sicherlich keine zweite KÄ-Thematik. Aber es ist auch ohne Vergleich mit KÄ, welches sich an ein wesentlich älteres Publikum und einen deutlich kleineren Kreis an Spielern wendet, einfach so, wie es ist, schon mies genug. - Wenn man sein Fantasy-System von dem Marktführer DSA oder dem Weltmarktführer D&D abgrenzen wollte, dann hätte man als Autor weitaus mehr Möglichkeiten, als in die billige Gewaltsex-Ecke zu greifen.
Das ist für mich ausschließlich eine Frage an die Autoren von AC.Christoph hat geschrieben:Wo bleibt da denn das gute Menschenbild?
Außerdem geht es ja nicht darum Gewalt und/oder Sex im Rollenspiel generell als bedenklich darzustellen. Aber wer sich einen Conan-Film mit Gewaltszenen anschaut, der schaut sich eben nicht gleichermaßen gerne einen Vergewaltigungsporno oder ein Snuff-Video an. - Es gibt bei diesen Themen Sex bzw. Gewalt durchaus deutlich unterschiedliche Arten damit - auch und gerade im Rollenspiel - damit umzugehen.
Sex: vielfach übergangen, ignoriert, ausgeblendet. Aber nicht überall.
So findet Sex z.B. in König Artur Pendragon regelmäßig statt. Nämlich um mit seiner Gemahlin für das dynastische Rollenspiel die nötigen Nachkommen zu zeugen. Der Akt an sich wird dabei ausgeblendet, aber das Resultat, die Schwangerschaft - mit den damit verbundenen Risiken - und die Geburt und das Heranwachsen des Nachwuchses ist hier enorm wichtig.
In Engel ist Sex natürlich nichts für die Engel selbst, doch findet ansonsten in der Spielwelt rege sexuelle Betätigung statt, da auch hier die Kinder besonders wichtig sind und man garnicht genug davon haben kann (als treue Diener der Kirche natürlich). Aber wie explizit das dargestellt wird, ist von den Autoren nicht vorgegeben - und schon garnicht regeltechnisch erfaßt.
Natürlich geht es auch deutlich expliziter. Aber genau wie bei der Gewaltdarstellung, so erwarte ich auch bei der Sexdarstellung im Rollenspiel, daß sie zum Genre, zum Setting, zur Geschichte paßt und den von der Spielergruppe akzeptierten Grad an Direktheit nicht überschreitet.
So wie mir ausgedehnt-sinnlose Kloppereien im Rollenspiel nichts geben, sowenig gibt mir ein Rollenspiel mit Kewl Powerz und Juvenile-Rape-Violence etwas. Und hier hat nach meinem Eindruck AC sein Alleinstellungsmerkmal gegenüber DSA und D&D gesucht und ("der leichte, der verführerischere Weg, Luke") gefunden.
Eben. Man kann "mit der nötigen Würde" eindrucksvoll intensives Rollenspiel betreiben, ohne gleich in die billigste Ecke der Sickergrube abzurutschen.Christoph hat geschrieben:Ich darf an Runden erinnern, in denen ehrliches und rauhes Fantasy gespielt wurde, in denen solche Themen mit nötiger Würde angefasst, eine beeindruckende Szene abgaben.
Die "Aufregung" rührt - so mein Eindruck - von der durchweg für den Vergewaltiger positiven Spieleffekt-Regelung in AC her. Andere Rollenspiele haben auch diese Themen angefaßt. Doch kein mir bekanntes hat OHNE JEGLICHES "GEGENGEWICHT" das Vergewaltigen für den Täter so positiv "geregelt" wie AC. Bei anderen Rollenspielen kann man Sanity, Menschlichkeit, Reason, etc. verlieren, wenn man solche Gewalttaten begeht. Bei AC bekommt man hingegen seine Wunden geheilt!Christoph hat geschrieben:Natürlich finde ich es nicht gut und absolut besonders ungeschickt, so etwas in ein Regelwerk zu stellen, aber die Aufregung (Nicht nur hier) ...
Wenn Du die damit verbundene Aufregung nicht verstehst, dann ist das etwas, was ICH nicht verstehe.
Ja. Das wäre es. Das wäre es, wenn das Kompendium inhaltlich seine 35 Euro wert wäre. Da bestehen aber - siehe ausführliche Diskussionen dazu im GroFaFo u.a. Foren - durchaus Zweifel an der Preis-Wertigkeit. - 35 Euro für einen Briefbeschwerer oder eine Buchstütze sind nicht jedermanns Sache.Christoph hat geschrieben:Oh, ein Wort noch zum Kompedium,... ich bräuchte es nicht, aber 600 Seiten voller Optionen mit Zeichnungen namhafter KKünstler in HC mit Rundrückenbindung für nur 35 Euro raus zu hauen, ist mehr als fair.