So, wie versprochen werde ich in den folgenden Tagen mal Stellung nehmen zu Daniels Artikel über die "Nichtexistenz Gottes" (Zu finden
hier
Artikel 1:
Wer ist Gott?
Zitat 2.Mose 20 Vers 2: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe." Dieser Gott stellt sich so selbst im ersten der Zehn Gebote vor. Auch Jesus Christus läßt dieses Gottesbild bestehen, fügt aber die Eigenschaften der unendlichen Gnade und Liebe hinzu.
Nun das Problem: Als Moses mit seinem Volk in ägyptischer Gefangenschaft war, ließ Gott jede Erstgeburt (Mensch, Tier, Pflanze) töten, um den Pharao unter Druck zu setzen und ihn dazu zu bewegen, das Volk Israel aus der Gefangenschaft zu entlassen.
Dies tat der Herrscher Ägyptens, erkannte jedoch kurz darauf, wie irrational er gehandelt hatte. Sein gesamtes Heer nahm die Verfolgung auf und mußte auf Gottes Willen hin in den Fluten des Roten Meeres umkommen. Die Öffnung und Schließung des Meeres geschah ausdrücklich auf Weisung Gottes. Und zigtausende Familienväter ließen trauernde Witwen und Waisen zurück. Wie wenn Gott keine andere Möglichkeit gehabt hätte.
Es bleibt die Frage, warum Gott so ausgesprochen grausam handelt, aber gleichzeitig für sich die vollkommene Liebe als Eigenschaft beansprucht.
Diese zwei gegensätzlichen Gesichter Gottes vertragen sich derart nicht, daß sich mein Bild von Gott aufgelöst hat. Denn es bleiben nur folgende Möglichkeiten:
a) Gott ist nicht existent, in einer Weise, die uns bekannt ist und die wir verehren können
b) Da Gott von sich auch sagte er sei unwandelbar muß er schizophren sein
c) Es gibt zwei verschiedene Götter, die aber von uns für einen Gott gehalten werden. Diese Möglichkeit führt aber zu a) , da der Gott der Liebe nach Jesu der gleiche sei, wie der Gott Moses.
Als praktizierender Christ ist es keine Option nur Teile der Bibel als wahr anzuerkennen und andere als schwere Übersetzungsfehler abzutun. Zumal die teile aus Mose gerade eben 10 der 11 christlichen Gebote enthalten, die somit ebenfalls an Gültigkeit verlieren würden (siehe 1.Gebot: Ich bin der Herr...). Der Aspekt der unendlichen Liebe Gottes (auch zu den Menschen) zieht sich ebenfalls durch das gesamte Neue Testament, und kann deshalb ebenfalls nicht als Übersetzungsfehler angesehen werden.
Voraussetzung:
Die Rolle der Bibel (In diesem Fall Altes Testament (im folgenden AT)
Du beziehst dich in deinen Aussagen auf die Bibel, in diesem Fall die einzige Quelle für diese Ereignisse. Was ist die Bibel (für dich)?
- Absolute Wahrheit (Verbalinspiriert, d.h. alles darin ist Tatsache)?
- Zeugnis der Gotterfahrung von Menschen, d.h. von menschen geschriebenes, unvollkommenes Buch?
- Geschichts- und Geschichtenbuch eines Volkes, das wir später als
Israel kennen.?
- ...?
Für mich gilt: Die Bibel ist ein Buch, das von Hunderten von Menschen geschrieben wurde, die dort:
a) ihre Gotteserfahrungen verarbeiten.
b) ein identitätsstifendes Element suchen und schaffen (Das AT erzählt vom Werden, Entstehen und Existieren des Volkes Israel, aus dem später das Judentum wird). Viele Texte verarbeiten klassische Fragen der Religionsmythologie ( Wer schützt den Mensch? Was steht über dem Menschen? ...) und Antropologie (Woher kommt der Mensch? Was will der Mensch? ...) Fragen nach
c) Krisen und Probleme thematisieren (z.B. warum wurde Jerusamel
gezört und Gottes einziger Tempel? Warum ist das Volk aus dem "von Gott gegebenen Land" vertrieben worde? Hat Gott sein Volk alleine gelassen?...
d) Ein Geschichtsbuch: Die Geschichte des Volkes Israel (Einfach schematisch) geschrieben auf die Frage, die sich im 6Jh gestellt wurde: Wie ist die Geschichte unseres Volkes?
2-5. Buch Mose: Erwählung und Bund mit Gott
Josua: Das Volk erhält das Land von Gott
Richter: Die Zeit des Volkes ohne König aber mit Land
Könige: Die Zeit des Volkes mit König und Land
...
e) ein Geschichtenbuch. Viele Texte im At lesen sich wie Lagerfeuergeschichten (z.B. Simsongeschichte in Josuabuch (Der hatte unendliche Kraft, solange er lange Haare hatte,...), militärische Schlachtberichte, denen erst viel später theologischer Gehalt gegeben wurden,....
In die Verschriftlichung der Bibel wurden also auch Sagen, Annekdoten, Sprüche, Witze, Rätsel,... einfach alles tradierte (d.h. überlieferte) Kulturgut aufgenommen, die sich bereits die Vorfahren erzählten.
Das AT gibt also auch Auskünfte über Gewesen, Sein und Geschehen.
Das, was wir jetzt als AT in der Hand halten, d.h. die 39 Bücher des At, sind erst 1000 Jahre nach Christus so zusammen gefasst worden. (
Codex Leningradiensis Vorsicht vor dem WEintrag, entspricht nicht mehr 100% der aktuellen Forschung)
Die ältesten Texte der Bibel sind ca aus dem 11Jh vor (Zu der Zeit haben die Ägypter schon 2000 Jahre Kultur hinter sich), das wohl jüngste Schriftwerk entstand um 125 (Prophetenbuch Daniel (Lässt sich sehr gut am Inhalt nachweisen). Dazwischen liegen 1000 Jahre entstehungsgeschichte und, was unendlich wichtig für das Verständnis der Bibel ist, mehrere Überarbeitungsschichten!!! Immer wieder wurden bestehende Schriften
a) Zusammengeschrieben.
b) Ergänzt
c) Korrigiert (d.h. Textstellen verschoben oder gestrichen
d) erweitert (Neue verse oder Wörter eingebaut in alte Texte,...)
e) ergänzt (Schriften einfach weitergeschrieben mit neuem Inhalt (Das Prophetenbuch Jesaia hat es so zu drei verschiedenen Schichten der entstehung geschafft: Protojesaia ist ca um 700 entstanden, Deuterojesaia (Kapitel 40-55) um 550 und Tritojesaia zwischen 400 und 200 vor. Drei Verschiedene Epochen (700 war Juda ein eigenes Königreich, 550 war man gerade im Exil, Jerusalem war zerstört worden, kein König mehr im Land (das war ein schwerer Schlag, hatte doch Gott, so die Vorsellungen ein ewiges Königtum versprochen) der Tempel verbrannt (Gigantische Katastrophe, denn nur im Tempel in Jerusalem konnte der religiöse Kult vollzogen werden, d.h. ohne tempel keinen Kult, ohne Kult, was wird aus der Beziehung zu Gott?),... rießen Identitätskriese also,... und um 300 ist Juda gerade von Alexander dem Großen überrannt worden und wird jetzt von den Diadochenkriegen erschüttert...), verschiedenen Autoren, verschiedenen Probleme, verschiedene Intentionen aber laut Bibel ein einziger Prophet.
Nur als Bsp: Im 4ten Buch Mose stirbt Mose,... redet aber im 5ten Buch nochmal. *g* Zaubertrick? Nope, literarische Intention, denn das 5te Buch Mose ist für das Judentum das wichtigste Schriftwerk und Mose der wichtigste Mann, da liegt es nahe, Mose das Werk unter zu jubeln. Vergleich man die hebräischen Texte mit einander, so wird man feststellen, dass das 5te Buch Mose von einer Person/einem Personenkreis verfasst war, der über
a) beachtliches Wissen und Bildung
b) einen gehobenen Worschatz und Grammatik
c) poetische Schreibausbildung und rhetorisches Know-How verfügte.
Das ganze Buch wurde von einem geübten Schreiber mit Buildung als Einheit verfasst, bzw aus verschiedenen Texten zusammen geschrieben und vereinheitlicht. Schaut man sich hingegen z.B. 1+2 Mosebücher an, wird man feststellen, dass hier ein anderer Schreiber, eine andere Zeit, weniger Gebildetete,... am Werk waren
So kommt man wissenschaftlich zu dem Schluss:
Mosebücher 1-2,4 sind verschriftlichte Sammlungen von Texten aus den Jahren 1100 - 700 vor. Das 5te Buch ist wohl in seinem Ursprung um 620 entstanden, jedoch in seine Form erst um 550 gebracht worden. das dritte Buch hingegen ist wohl erst um 400 entstanden.
Weitere Bsps? Dekalog (10 Gebote) Laut Geschichte der Bibel gab es die 10 Gebote am Berg Sinai. Es sollte noch 40 Jahre (eine biblische Angabe für eine Zahl, die unendlich lange bedeuten soll) dauern laut Bibel, bis das Volk sesshaft wird. Trotzdem sind die 10 Gebote eine Soziaordnung für eine Gruppe Menschen, die sesshaft ist, denn es wird von haus, Hof, Knechten, Feldern,... gesprochen...
Da gibt es noch tausende (wirklich tausende) von Bsps....
Wichtig(st)e Über/bearbeitung geschah um 550 vor, das sog. Deuteronimistische Geschichtswerk. Das Volk war in einer großen Krise (siehe oben) und stellte sich die Frage: Warum ist es soweit gekommen. Die Antwort des DtrG (Abjürzung fr Deuteronimistisches Geschichtswerk) war klar: Gott hat euch nicht verlassen, sondern ihr, das Volk, seid schon immer ungehorsam gewesen. Got/Propheten haben euch gewarnt, ihr wolltet nicht hören, jetzt habt ihr die Quittung. Unter diesem Aspekt kann man die Bibel so lesen. Die Geschichte zeigt: Es gibt eine Beziehung Gott Menschen
a) ohne König (Der wurde ja entmachtet und getötet) (Gott-Volk-Beiehung in Mosebüchern, Josua, Richter,...
b) ohne Land (Die Leute wurden ins Exil geführt, die daheimgebliebenen lebten als Untertanen unter den Babyloniern) (Gott Volk-Beziehung im Josuabuch, als erst die "Landnahme" begann,...)
Aber es gibt keine Beziehung Gott-Mensch ohne das Einhalten der Gesetze Gottes! Quintessenz des DtrGs.
Das alles ist leider nochmal deutlich komplizierter als ich es hier dargestellt habe, aber soweit habe ich mich hoffentlich klar ausdrücken können.
Historisch-kritisch gesehen ist die Bibel kein Zeugnis für das Wesen Gottes sondern alleine ein historische Quelle, die aber absolut unhistorisch ideologisch gefärbt wurde.
Daniels Fragen:
Zitat 2.Mose 20 Vers 2: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthause, geführt habe." Dieser Gott stellt sich so selbst im ersten der Zehn Gebote vor. Auch Jesus Christus läßt dieses Gottesbild bestehen, fügt aber die Eigenschaften der unendlichen Gnade und Liebe hinzu.
Zwischen AT und NT liegen 1200 Jahre. Den Menschen im AT war es wichtig, eine gemeinsame Identität zu haben, die sich im AT als "Erwähltes Volk Gottes" darstellt, als das Volk, das Gott aus Ägypten führte (Historsich übrigens unglabwürdig). Es gab in diesem Gebiet hunderte von kleinen Kulturen und somit tausende an Göttern. Die Vorstellung des Monotheismus, d.h. das es nur einen Gott gibt, ist erst um 500 entstanden. Damals war JHWH (=Gott) ein Gott unter vielen, der sich Israel erwählt hat. Den Leuten damals war aber auch klar, dass es den Gott XYZ gibt, der sich die Nachbarn erwählt hat (man nennt das Henotheismus, d.h. man weiß, dass es viele Götter gibt, aber man wendet sich nur einem zu).
Jesus war 1200 Jahre später, die Textstelle, auf die du dich beziehst, ist aber so erst nochmal 100 Jahre später aufgeschrieben worden.
Nun das Problem: Als Moses mit seinem Volk in ägyptischer Gefangenschaft war, ließ Gott jede Erstgeburt (Mensch, Tier, Pflanze) töten, um den Pharao unter Druck zu setzen und ihn dazu zu bewegen, das Volk Israel aus der Gefangenschaft zu entlassen.
Dies tat der Herrscher Ägyptens, erkannte jedoch kurz darauf, wie irrational er gehandelt hatte. Sein gesamtes Heer nahm die Verfolgung auf und mußte auf Gottes Willen hin in den Fluten des Roten Meeres umkommen. Die Öffnung und Schließung des Meeres geschah ausdrücklich auf Weisung Gottes. Und zigtausende Familienväter ließen trauernde Witwen und Waisen zurück. Wie wenn Gott keine andere Möglichkeit gehabt hätte.
Es bleibt die Frage, warum Gott so ausgesprochen grausam handelt, aber gleichzeitig für sich die vollkommene Liebe als Eigenschaft beansprucht.
Diese zwei gegensätzlichen Gesichter Gottes vertragen sich derart nicht, daß sich mein Bild von Gott aufgelöst hat. Denn es bleiben nur folgende Möglichkeiten:
Zwischen diesen beiden Gottesvorstellungen - rachsüchtiger Gott - liebender Gott - liegen also knapp 1000 Jahre menschliche und gesellschaftliche Entwicklungsgeschichte. In 1000 Jahren kann viel geschehen (man vergleiche das Weltbild um 1000 nC und unseres).
Gott als Rächer und strafender Gott der Feinde ist eines der Gottesbilder im AT. Daneben finden sich aber auch Gottesbilder des "liebenden Vaters", "des fröhlichen Feiernden" (Bräutigams,... also duzende, unterschiedliche Bilder,... Die Bibel ist ein Buch, geschrieben von Menschen, die darin ihre Gotteserfahrungen, ihre Beziehung zu Gott und ihre Projektion Gottes kund geben, d.h. diese Textesind von Menschen geschrieben und verraten nichts über Gott, nur, wie man ihn erfahren hat, was man von ihm will.
Besagte Schilfmeergeschichte ist so nie passiert und ist wohl eine der Lagerfeuergeschichten, die irgend eine Gruppe mit in das Volk Israel brachte. Die Entstehung des Volkes Israel war keinesfall ein gemeinsamer Auszug aus Ägypten und ein Zug nach Palästina (Das wäre auch schwer gewesen, sich da 40 Jahre in der Wüste zu verlaufen, sind nämlich nur knapp 50 km, wenn man sich ganz blöd anstellt, ansonsten kommt man innerhalb eines guten Tages zu Fuss mit Ziegen, Kind und Kegel von der Grenze Ägytens nach Juda), die Entstehung des Volkes vollzog sich eher über Jahrhunderte hinweg und giederte hunderte von verschiedenen Gruppen in sich ein, die alle ihre Traditionen mitbrachten.
Besagte Exodustradition, also die Vorstellung, man sei als Unterdrückte aus Ägypten gekommen, brachte wohl eine Gruppe mit in den Sagenkranz und das etablierte sich. Warum ist "Gott so grausam". Gott ist nicht grausam, sondern die Menschen haben sich eine Geschichte erdacht, in der Gott dies macht. Warum macht er das so grausam?
a) Tiefenpsychologisch
Das Volk wurde vom Pharao ausgenutzt, misshandelt, unterdrückt und wie scheiße behandelt. Und dieses Wissen wurde an jede Generation weitergeben. Da ist es verständlich, dass man sich ein narratives Ventil sucht, um Luft ab zu lassen. Gott töten den Pharao und alle Unterdrüclkerschweine! Toll! Kennt man aus der Psychologie und jeder von uns hatte schon mal Gewaltfantasien.
b) Gott ist mächtig
Juda stand stets politisch und militärisch im Schatten Ägyptens. Einen Gott zu haben, der es Ägypten so richtig zeigen kann, wenn es sein muss, ist toll.
c) Götter als Machtwesen
Götter hatten im Alten Orient auch die Rolle des verehrungswürdigen Protektor (Schützenden/Beschtzers) inne. Da musste Gott massiv zulangen. Diese Rolle des Protektors übernimmt mit der Zeit der König und sein Staat, so dass ein Gott andere Asekte belegen konnte.
Das Gebot der Liebe ist 1000 Jahre später. Die Religion hat sich immens gewandelt. Gott wird nicht mehr als Leader des Volkes gesehen, der sich beweisen muss. Jesus offeriert im Namen Gottes eine Philosophie der Liebe. Hier wird es jetzt theologisch etwas kniffeliger für mich.
Der Rabbi (=Lehrer) Jesu bietet seine Version der Beziehung zu Gott. Um 70 nach Christus wurde der Tempel erneut zerstört und wieder gab es das Problem, das man schon 550 hatte. Man konnte den Kult nicht vollziehen und somit seine Beziehung zu Gott nicht Pflegen. Jesus war ein Jude, Christus wurde er erst später in der Überlieferung und Rezeption (Wahrnehmung) der Leute, die nach ihm gelebt haben.
Man kann auf keinen Fall – unreflektiert und vollkommen ätzend – sagen, dass der Gott der Liebe der christliche Gott, der der Gewalt der jüdische. Das ist schlichtweg falsch.
Fakt ist, dass sich die Wahrnehmung Gottes geändert hat, das Gebot der Liebe keine absolut direkte Offenbarung Gottes ist, sondern eher ein Weg, den uns ein Mensch gezeigt hat. [Hier gehe ich jetzt nicht weiter drauf ein – es sei denn, es gibt Fragen-, denn hier beginnt die Theologie und der Streit der Wissenschaftlichen Disziplinen.
a) Gott ist nicht existent, in einer Weise, die uns bekannt ist und die wir verehren können.
Husserl (Philosoph um 1920) sagt, dass sich Existenz dem Menschen nur durch Rezeption erschließt. D.h. nur was der Mensch mit in sein Leben einbezieht, existiert. (Stichwort Phänomenologie). Existenz ist also ein Begriff, der definiert wird durch allein menschliche Wahrnehmung. Da Gott nur erfahren werden kann, erfahren auf rein empirische Art und Weise (d.h. kein Mensch kann von Gott reden, sondern nur von der „Beziehung/Erfahrung von ihm zu Gott und Gott zu ihm“), können wir auch keine absoluten Aussagen über ihn machen. Somit existiert Gott nicht. Existenz ist ein menschlicher Begriff (s.o.). Deswegen glaube ich, Existenz rezipiere ich. *g*
Ein Gott, der als Gott des Ats erfahren wird, ist eine Erfahrung Gottes. Ein Gott, der als Gott des NTs (Liebe) erfahren wird, eine andere. Ich erfahre Gott anders als du, als der Papst, als mein Vater, als der Dalai-Lama, als ein Muslim, als ein Jude,...
Gottes Existenz liegt somit außerhalb unserer Erfassensreichweite.
Was heißt das für die Verehrung? Wenn jeder Gott anders erlebt, wie sollen wir da eine gemeinsame Basis für eine Verehrung finden? Der eine sagt: Gott will, dass ich alle Ungläubigen töte“, der zweite redet von Liebe, der dritte lebt in einem von Gott gegebenen, unsozialen Kastenwesen,... Kompliziert. Hier setzten meine Überlegungen am Begriff und an der Praxis/Usus der „Verehrung“ an. Aber dazu bei Interesse, ein anderes mal.
b) Da Gott von sich auch sagte er sei unwandelbar muß er schizophren sein
Hast du da eine Belegstelle, für die Aussage der Unwandelbarkeit? Bibel ist Menschenschrift, menschliche Rezeption. Man kann von Gott keine Aussagen machen.
Das führt mich zu der Frage, wie sich Gott erfahrbar macht? Auch schwere Frage.
c) Es gibt zwei verschiedene Götter, die aber von uns für einen Gott gehalten werden. Diese Möglichkeit führt aber zu a) , da der Gott der Liebe nach Jesu der gleiche sei, wie der Gott Moses.
Ich würde den Satz so vollkommen unterstreichen:
c) Es sind zwei verschiedene Gottesbilder. Ende
Diese Möglichkeit führt aber zu a) , da der Gott der Liebe nach Jesu der gleiche sei, wie der Gott Moses.
Diesen Schritt kann ich gar nicht nachvollziehen.
Menschliche Wahrnehmung macht einen menschlichen Gott mit menschlichen Attributen. Gott wird in menschliche Maßstäbe gedrückt. Wenn er nicht passt, wird er verneint. Gott ist außerhalb des Menschlichen, wo wäre sonst seine „Göttlichkeit“?
Als praktizierender Christ ist es keine Option nur Teile der Bibel als wahr anzuerkennen und andere als schwere Übersetzungsfehler abzutun.
DU SIEHST MICH SCHREIEN!
Diese Meinung teile ich absolut nicht. Bibel ist Menschenwerk, Menschen irren. Die Bibel ist vollkommen unlogisch, widersprüchlich, veraltet, erklärungsbedürftig,... die Bibel ist Menschenwerk und erzählt uns nichts über Gott. Das NT erzählt uns nur etwas darüber, wie Leute aufgeschrieben haben, wie ihrer Meinung nach Jesus Gott erfahren hat und sie gibt uns einen Verhaltenscodex. [Diesen Absatz muss ich demnächst relativieren und ausdifferenzieren, denn so 100% stimmt er nicht, aber das wird sonst extrem langwierig)
Zumal die Teile aus Mose gerade eben 10 der 11 christlichen Gebote enthalten, die somit ebenfalls an Gültigkeit verlieren würden (siehe 1.Gebot: Ich bin der Herr...).
Nur 11 Gebote in der Bibel? Du wirst alleine in den 5 Büchern Mose hunderte von Gesetzen finden. Thora heißt nicht umsonst Gesetz. Viele dieser Gebote sind jüdische Gebote und einem Christen unverständlich, viele dieser Gebote sind Kinder ihrer Zeit und ihrer Kultur (Speisegesetze dienen der Hygiene),... So leicht ist das alles nicht.
Der Aspekt der unendlichen Liebe Gottes (auch zu den Menschen) zieht sich ebenfalls durch das gesamte Neue Testament, und kann deshalb ebenfalls nicht als Übersetzungsfehler angesehen werden.
Gottesbilder. Gotteserfahrungen. Gottesprojektion. Rezeptionsästhetik (D.h. wie wir Got Wahrnehmen)...
Soweit dazu.
Dies soll aber noch der Platz sein, an dem ich mit einem kleinen Gerücht aufräumen möchte. Theologie ist sehr fordernd, Gott und Religion sind schwere Themen und stehen teilweise Einstein, hoher Mathematik in nichts nach. Glauben heißt nicht wissen. Glaube muss ständig hinterfragt werden, tut weh und ich verdammt anspruchsvoll. Nicht umsonst wird seit 1800 Jahren Theologie studiert. Philosophie, Philologie, Sprachwissenschaft, Geschichte, ... alles fließt mit in dieses Thema. Antworten zu finden ist mühseelig und schwer, klare Antworten auf die Fragen zu geben, teils noch mehr, da man sehr viel erklären muss. Theologie heißt nicht :“ Oh, du lernst die Bibel auswendig.“
Theologie ist, nachgewiesen, eine der Schwersten Wissenschaften, die es gibt, da es keine mathematische „Richtigkeit“ gibt, kein medizinisches Studienobjekt und Manual,...
Wer sich auf Theologie einlässt, muss damit leben, jahrelang ohne Antworten zu leben auf quälende Fragen.