DonJohnny hat geschrieben:Jo. Verschewende keine Zeit damit ein kompliziertes und schlechtes System auszutüfteln. Nimm ein bekanntes (universal) System wie D20, Savage Worlds oder GURPS und bau da den Hintergrund drum rum.
Das ist schon einmal ein SEHR GUTER und RICHTIGER Tip.
Um ein wie auch immer geartetes Regelsystem auch nur halbwegs spielbar und solide hinzubekommen, braucht es ZEIT. Viel Zeit.
Diese Zeit haben die Entwickler von generischen Regelsystemen, mit denen man unterschiedliche Spielwelten, Genres und Settings spielen kann, bereits reingesteckt. - Daher kann man hier auf einem soliden Regelsystem, das für sich genommen schon einmal FUNKTIONIERT aufbauen, und darauf sein Setting ansiedeln.
Muß es sich beim Regelwerk um ein deutschsprachiges handeln?
Da sieht es mit D20 schlecht aus, da weder die D20 SRD noch die (hier eher empfehlenswerte) D20 Modern SRD jemals von ***** und ******* [Name eines besser nicht zu nennenden Rollenspielverlags] übersetzt wurden.
Ebenso verhält es sich mit Savage Worlds, welches zwar GENAU für solche "Selbst-Bastel"-Vorhaben konzipiert wurde, aber eben nur auf Englisch zu bekommen ist.
Und auch GURPS ist ja in der deutschen Übersetzung kommerziell gescheitert, so daß man suchen muß, ob man irgendwo noch eine alte GURPS 3er Version auf Deutsch finden mag, oder ob man ein GURPS Light nehmen möchte.
ICH würde ja Unisystem Light (auch als Cinematic Unisystem bekannt) verwenden. Dieses ist z.B. in den Spielen Buffy, the Vampire Slayer RPG und Angel RPG, sowie Army of Darkness RPG (Ash!) verwendet worden und einen schnelle, leichte und leicht modifizierbare Fassung des komplexeren Regelsystems aus Witchcraft oder All Flesh Must Be Eaten. - Cinematic Unisystem hat durch seine Punkte-Kauf-Charaktererschaffung gleich die Möglichkeit neben Zauberern auch alle möglichen anderen Wesen der Harry-Potter-Welt zu basteln, bewahrt dabei aber die Balance zwischen Regeltechnik und cinematischer Action.
Daher eignet es sich (wie auch Savage Worlds) sehr gut TV-Serien oder Kinofilme abzubilden. Für überkandidelte Stunts und knappe Rettungen gibt es in diesen Systemen Mechanismen, die den Spielern mehr Einfluß auf Plot und mehr Überlebensfähigkeit für ihre Charaktere geben.
Ich würde für Harry Potter NIEMALS ein hartes Crunch-intensives Regelsystem wie das normale GURPS in der "Vollversion" nehmen oder auch D20 (bzw. D20 Modern). - Warum? - Weil man hier für eine eigene Conversion des Harry Potter Settings WIRKLICH VIEL Arbeit reinstecken müßte, und das Resultat genau in den Punkten, die auch in den Filmen wenig detailliert waren, viel zu viel detailliertes "Herumgeregele" erfordert.
Wenn es D20 sein soll, dann kann ich nur zu Green Ronins "True 20" raten. Dieses ist die generische Fassung des schon bei "Blue Rose" eingesetzten D20-Light-Regelsystems, und ist grundsolide, aber dennoch einfach (ähnlich wie das D20 Superhelden-Rollenspiel Mutants&Masterminds).
Grundsätzlich würde ich zu einem einfachen, überschaubaren, und "Baukasten"-geeigneten Regelsystem raten.
Ich rate mit Absicht NICHT zu Savage Worlds, weil es ein Regelsystem für Leute ist, die es gerne mal KRACHEN lassen wollen und die möglichst viel mit möglichst knappem Crunch anfangen können wollen. Hier sollte man das Regelsystem schon eine Weile kennen, bevor man sich an eine Conversion wagt (wobei ich glaube, daß es eh schon im Web eine Conversion zu Harry Potter gibt - muß ich mal nachschauen gehen).
Auf Deutsch ist die Auswahl an geeigneten Rollenspielen für diese Anforderungen leider fast NULL. (Deutsche Rollenspiele bzw. deren Autoren tendieren zur wagnerscher "Schwermut" im Regelsystem. *seufz*)
Man könnte sich eventuell eine Funky Colts Adaption vorstellen, doch hat FC KEIN Magiesystem! Das müßte man komplett neu erfinden (mit allen Problemen, die so etwas macht). Funky Colts hat sich als deutsches Rollenspiel erfreulich "leichtherzig" erwiesen. Eben nicht die typische depri-darker-than-thou-Attitüde, die z.B. die üblichen Verdächtigen der Neuen Deutschen Endzeit Rollenspiele auszeichnet, sondern BUNT und LOCKER und LEICHT zu lernen und zu spielen. - Ein ähnlich lockeres und leichtes Magiesystem zu schaffen, wäre keine geringe Herausforderung.
Was man sich noch anschauen könnte, und was auf Deutsch verfügbar wäre, ist Liquid (ein generisches Cinematik-Regelsystem - mir jedoch zu schwammig geregelt) oder Wushu (ein MEGA-Cinematik-Rollenspielsystem, welches jedoch extrem WENIG Crunch aufweist - für Harry Potter eventuell zu überdreht (das wäre wie Harry Potter mit The Matrix gekreuzt)).
Was ich noch als interessante Alternative empfinde, wäre eine Castle Falkenstein Regeladaption für Harry Potter. - Das Magie-System in CF ist richtig stimmungsvoll, das Kampfsystem ist Scheiße, und das restliche System braucht knallharte Anwendung aller Mechanismen, daß es wirklich funktioniert. - Jedoch ist CF auf Deutsch verfügbar und bietet eben schon ein interessantes Magiesystem und hat mit seinem Spielkarten-Zufallsmechanismus auch ein wenig mehr Stil als andere Regelsysteme.
Wie gesagt: IDEAL hielte ich eine Cinematic Unisystem Conversion für das Harry Potter Setting.
AUF KEINEN FALL würde ich hier raten ein KOMPLETT NEUES Regelsystem zu entwickeln. Das WIRD böse enden, wenn man nicht schon lange und an vielen unterschiedlichen Regelsystemen gebastelt hat. (Falls Du das trotz des Abratens vor hast, so empfehle ich Dir die "Design Patterns of Successful Roleplaying Games" durchzulesen. Diese Lektüre hilft die GRÖBSTEN Schnitzer beim Regelsystemselbstbau zu vermeiden und hilft dabei, daß man WEISS, was man tut.)