Die "Manöverkritik" war und ist nur dazu gedacht, daß ich später besser abschätzen kann, was ich in der Vorbereitung eines Szenarios in der Welt der Engel den einzelnen Spielern an Information mitgeben muß, sowie dazu die Verhaltensweisen der Charaktere (die ja durch die Spieler gesteuert werden) etwas mehr in eine Richtung zu lenken, die in dieser Spielwelt passender ist, als die oben von mir aufgeführten Punkte, wo ich selbst im Zweifel war, ob ich hier mit der vollen Härte der Kirche das Verhalten der Charaktere ahnden soll. Ich habe mich dagegen entschlossen, denn es ist nicht wirklich unterhaltend, seinen Charakter wegen Undiszipliniertheit ausgepeitscht zu bekommen oder in ein "Himmelfahrtskommando" abkommandiert zu werden, weil die Vorgesetzten den Charakter loswerden wollen, ohne viel Ärger zu bekommen.
Calhagan hat geschrieben:wenn ich mir des hier so durchlese, stell ich fest des ich so ziemlich alles falsch gemacht habe. schade.
Man kann nicht direkt von richtig oder falsch sprechen. Es ist vielmehr so, daß Du Deinen Charakter bisweilen auf eine Weise hast handeln lassen, die in dieser Spielwelt kaum akzeptabel ist (und auch in den meisten anderen Spielwelt, die ein eigenständiges Kulturgefüge für die Charaktere haben; aber: es gibt immer auch Welten in denen man da wenig oder keine Probleme hätte). Einen unbeherrschten, kampfbegierigen Charakter kann man auch in der Welt der Engel spielen. Und sogar einen eher unbeherrschten Templer, wobei die Templer ja das Idealbild an Selbstkontrolle bei einem Elite-Krieger darstellen. Ein solcher Templer kennt auf jeden Fall immer noch ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein, an Kameradschaft in der Truppe und an Gehorsam. Das vorausgesetzt ist es in einem Kampfeinsatz immer noch möglich, wenn man unterschiedliche Vorgehensweisen wählen kann, die agressivere, direktere zu wählen. Das ist völlig in Ordnung und kommt durchaus plausibel in dieser Spielwelt auch bei Templern vor.
Wenn jedoch gerade ein Nichtspielercharakter von anderen gefangengenommen wurde, dann ist es nicht sehr vorausschauend und der Geschichte nicht wirklich förderlich, diesen Gefangenen dann auch noch umbringen zu wollen. Insoweit war der Eingriff von Templer Steiner m.E. völlig in Ordnung. Man kann durch Verhöre viel mehr Nutzen für die Ziele der Kirche aus einem Gefangenen ziehen, als wenn man jeden einfach umbringt. Da kam wahrscheinlich die (Rollenspiel-)Erfahrung von Hugo als Spieler von Steiner durch.
Übrigens: Steiners rasender Angriff auf den Reiter mit der Automatik-Schußwaffe, der gerade der Templerin Benedicta mit einem Schuß auf die Traumsaat-Kreatur das Leben gerettet hatte, war menschlich gesehen ein ziemlich mieses, undankbares Verhalten, aber aufgrund seiner leidvollen Hintergrundgeschichte begründet und verständlich. Trotz seines Hasses gerade auf diesen Ketzer hatte sich Steiner nach seinem Angriff soweit unter Kontrolle, daß er den Ketzer zur Befragung vorläufig verschont hatte. So verhält sich ein Templer, der zuerst für Gott, dann die Engel, dann die Kirche und dann vielleicht für sich kämpft.
Zu den Vorgängen im Kloster: Vielleicht habe ich nicht klar genug rübergebracht, daß ihr als Templer eines anderen Ordens dort in dem Kloster GÄSTE ward. Wie ihr das freundlich gewährte Gastrecht genutzt habt, muß ich ja nicht mehr wiederholen. Ich bemühe mich in einer Spielwelt die normalen, einfachen Bewohner der Welt so normal wie möglich handeln zu lassen. Wenn jemand nun sich benimmt, als wäre es keine lebendige Spielwelt, sondern ein Computerspiel, dann zeugt das vor wenig Respekt für meine Bemühungen die Spielwelt mit Leben zu erfüllen. Es ist eben nun einmal so, daß im Rollenspiel möglichst alle Spieler UND der Spielleiter Spaß an der Sache haben sollten.
Wenn die Spielwelt eine ist, in der eine streng hierarchische und gesetzestreue Kirche seit 500 Jahren herrscht, dann ist so etwas eben der Maßstab für das Verhalten der Spielercharaktere, die ja alle in Diensten der Kirche stehen. Templer, Monachen, Beginen, Beutereiter, Engel, Erzengel, Kardinäle - alle dienen derselben Sache. Wenn man es mit den D&D-Alignments/Gesinnungen vergleichen möchte, so ist die Angelitische Kirche durchgehend "Lawful Good"/"Gesetzestreu Gut". Die normale Bevölkerung ist stark gläubig, z.T. sogar sehr tief gläubig (Fundamentalisten). Für sie ist JEDER Templer eine Verkörperung der Ideale der Kirche. Das ist ein ziemlicher Anspruch. So etwas wird in D&D normalerweise mit Paladin-Charakteren umgesetzt. Das ist immer eine Herausforderung an die Spieler. Es ist immer schwieriger die Guten, Ordentlichen und Gerechten zu spielen, als die Brutalen, Selbstsüchtigen, Chaoten.
Daher ist es m.E. nicht leicht in der Welt der Engel zu spielen. (Die Engel-Charaktere sind da sogar noch weitaus stärkeren Regeln unterworfen, als die Templer - insbesondere ist ein Engel IMMER im Dienst!)
Weil es nicht einfach ist, kann ich Dir nur sagen, so schlecht war es ja auch wieder nicht. Du hattest mit einem Templer-Charakter sicherlich keinen leichten Charakter erwischt, da die Auflagen und Beschränkungen eines Templer-Lebens wahrscheinlich zu einschränkend für Dich waren. Das ist ein Risiko, dessen Tragweite ich mir vorher nicht bewußt war. Ich lerne daraus, daß ich vorher bei der Charaktererschaffung - oder noch besser ein paar Tage vor der Runde im Forum - klar machen muß, wie stark das Leben für einen Templer von Regeln, Gesetzen, Eiden, Verpflichtungen bestimmt ist. Man kann sich zwar schon denken, daß die Kirche keinem eine jahrelange Spezialausbildung verpaßt, wenn sich dieser nicht als absolut gehorsam, vertrauenswürdig und pflichtbewußt erwiesen hat, doch muß ich das wohl noch deutlicher herausstellen.
Was ich übrigens garnicht verstanden habe, war, warum Dein Charakter nachdem er von einem wirklich fürsorglichen Raphaeliten-Engel verarztet wurde, sich als so unwürdig der Rettung durch einen Engel erweisen mußte, daß er einfach weiterbrüllen mußte, auch wenn der Engel ihm sogleich um weiteres Leid zu mildern die Schmerzen stillte. Engel sind auf dieser Welt zwar vorhanden, aber immer noch SELTEN. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, daß ein Engel so hilfsbereit ist, wie dieser Raphaelit. (Eher sind die Engel so wie Regiel, die Michaelitin - sie stehen schließlich weit über den Menschen und sind vom Herrn nur auf die Erde entsandt worden, weil die Menschen unfähig sind, ihren Karren alleine aus dem Dreck der Versuchung zu ziehen.)
Calhagan hat geschrieben:ich will mich hiermit ausdrücklich bei anne entschuldigen, sorry, echt, wenn ich zu aufdringlich geworden bin..
ich habs nicht so gemeint.
Mir wurde da anders, nicht weil es um sexuelle Annäherung zwischen Charakteren ging. Wenn das überzeugend gespielt ist, dann wird keiner etwas dabei finden. Mir ging es um das nötigende Nörgeln, daß einen gewissen Druck nicht nur auf einen anderen Charakter, sondern auch auf die betreffende Spielerin, aufbaute. Das fand ich nicht in Ordnung.
Im Ernst: versucht man so im wirklichen Leben eine Freundin zu finden? Hat diese Masche Erfolg? Wenn ja, wäre ich ziemlich überrascht. Wenn man sich ein wenig überlegt, wie eine realistische Reaktion auf derartiges Verhalten gegenüber einer "Waffenschwester" aussähe, so hätte eigentlich ein kleiner (später zu büßender) Verstoß gegen eine Templerregel von Templerin Benedicta fällig sein müssen - und danach hätte wohl der Raphaelit noch mehr zu tun bekommen.
Calhagan hat geschrieben:auch entschuldig ich mich bei unserm speilleiter, ihn so enttäuscht zu haben.
Ich hätte eben mehr und besser aufbereitete Informationen vorab geben müssen. Dann wäre es sicherlich glatter gelaufen - aber man lernt ja stets etwas dazu.
Calhagan hat geschrieben:und trotzdem... mir hats ...t spass gemacht. ehrlich.
Da bin ich ja beruhigt. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für Dich auch einen echten Engel zu spielen - das sind nämlich die eigentlichen Helden der Chroniken der Engel - so daß Du mal ein wenig Wind unter den Schwingen spürst.
Calhagan hat geschrieben:ich kann jetzt entweder aus meinen fehlern lernen oder des bleiben lassen was ich eh net pack. -.-
Du spielst ja noch nicht so lange Rollenspiele. Mit dem Templer-Charakter hast Du auch noch eine recht schwere Rolle zu spielen bekommen. Ich würde mich an Deiner Stelle nicht entmutigen lassen. Mit der Übung und dem Spielen unterschiedlicher Charaktere in unterschiedlichen Spielwelten bekommt man immer besser ein Gefühl dafür, welche Art Charakter man in welcher Welt gut spielen kann. Mein Vorschlag: einfach weiterspielen und schauen, was Spaß macht, wo Du den Eindruck hast, daß Du Dich mit Deinem Charakter wohlfühlst.
Ich habe auch bestimmte Charakter-Rollen, die ich nicht wirklich spielen kann. Ich brauche für meine Charaktere immer Kulturen, Ideale, höhere Ziele und eine zukunftsorientierte Perspektive. Ich kann keinen perspektivlosen, amoralischen, geldgeilen, menschenverachtenden Underdog-Killer-Psychopathen spielen. Solche Charaktere sind in bestimmten Rollenspiel-Welten die Norm. Da macht mich nichts daran an. Das mag ich eben nicht spielen. Aber solche Vorlieben und Neigungen sind ja immer ganz persönliche Geschmackssache - man liest ja auch nicht jedes Buch oder geht in jeden Film.
Ich bin sicher, wenn Du im Verein mal unterschiedliche Spielwelten und Spielsysteme kennengelernt hast, dann weißt Du, was Dir Spaß macht, was Dir liegt, und welche Rollen Du überzeugend spielen kannst. Probier einfach einiges aus, und laß Dich nicht entmutigen. - Am allerwenigsten von meinem senilen Gemäkel.
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