Zunächst eine Definition [Quelle: http://www.dwds.de/cgi-bin/portalL.pl?search=Realismus ]Lhankor Mhy hat geschrieben:Ich bin inzwischen auch nicht mehr der überzeugte Simulationsanhänger, dem es nie "realistisch" genug im Rollenspiel zugehen konnte. Nachdem ich erkannt habe, wie unsinnig die Diskussionen um "Realismus im Rollenspiel" oder "realistische Regeln" sind, ist der Ruf meines Herzens der nach einer schönen Geschichte, nach Helden mit Ecken und Kanten, nach Spielwelten ohne Knallchargen und Abziehbildcharaktere, nach lebendigen, stimmigen, überzeugenden, einfach nach begeisternden Spielwelten, Charakteren und deren Geschichten.
Die Definition 1 zielt auf den künstlerischen Aspekt ab. Weitere künstlerische Ausdrucksformen sind z.B. der Kubismus oder der Surrealismus. In diesem Sinne kann ein Rollenspiel sehr wohl durch genau diesen Realismus geprägt sein, wenn es also darum geht die Lehre des Realismus zu vermitteln.Realismus, der; -, /ohne Pl./ <lat.>
1. historisch entstandene, der jeweiligen gesellschaftlichen Entwicklungsstufe entsprechende künstlerische Gestaltungsprinzipien und -verfahren zur ästhetischen Aneignung der Wirklichkeit in der bildenden Kunst, der Musik und der Literatur: dieser Maler, Schriftsteller ist ein Vertreter des (klassischen bürgerlichen) R.; die Werke Falladas sind bedeutende Schöpfungen des kritischen R.; die Methode des sozialistischen R. (der künstlerischen Aneignung der Wirklichkeit in ihrer revolutionären Entwicklung vom Standpunkt der revolutionären Arbeiterklasse, der soz. Ge- sellschaft); Nicht zufällig schuf Gorki gerade in den Jahren der Revolution von 1905 das erste Werk des sozialistischen Realismus Aufbau 1956
2. Denkweise, die sich auf die Wirklichkeit stützt, Wirklichkeitssinn: sein R. bewahrte ihn oft vor Enttäuschungen; diese Erzählung zeigt ihn als Dichter von unerbittlichem R.
3. Philos. a) /zusammenfassende Bez. für erkenntnistheoretische Lehren, die von der Realität der Außenwelt ausgehen, ohne eine Entscheidung über deren Idealität oder Materialität zu treffen/ erkenntnistheoretischer, transzendentaler R. b) Lehre der mittelalterlichen Scholastik und des Neuthomismus, nach der die Allgemeinbegriffe das Wirkliche sind, das vor (und in) den Einzeldingen existiert: der Kampf zwischen Nominalismus und R.
Definition 2 meint die umgangssprachliche Bedeutung und definiert eine Wahrscheinlichkeit. Auf das Rollenspiel bezogen geht es dann also um die Erwartungshaltung, wie die Welt reagiert, und wie sie funktioniert.
Und Definition 3 beschreibt die philosophische Schule.
Meiner Meinung nach können zumindest die letzten zwei Definitionen nicht unabhängig voneinander gesehen werden.
Zum Thema Realität/Wirklichkeit habe ich bereits den Artikel 23 verfasst. Hier treffe ich die Aussage, daß Realität alleine vom subjektiven Empfinden abhängt. Genau dieses subjektive Empfinden schafft ein Spielleiter während des Leitens einer Rollenspielrunde durch seine Beschreibungen und die dadurch ausgelösten Empfindungen bei den Spielern. Er schafft also eine Wirklichkeit, schon alleine dadurch, daß er Gefühle erzeugt, die zuvor nicht existiert haben.
Die Welt die der Spielleiter schafft, beschreibt auf der anderen Seite wiederum eine Realität. Eine fiktive Realität. Genau das ist das schöne Paradoxon beim Erzählen. Und diese fikitve Realität kann wahrscheinlich oder unwahrscheinlich sein, ganz nach Geschmack.
Unabhängig davon können jetzt noch "realistische" Regeln für das Spiel in dieser fiktiven Welt vorhanden sein. Doch so detailliert die Regeln auch sein mögen, so können sie eine Wirklichkeit niemals abbilden, da wie oben behauptet, Wirklichkeit eine subjektive Empfindung ist. Mathematikern mag ein endloser Input an Zahlen und Formeln durchaus als "realistisch" erscheinen, sowie Geschichtenliebhabern wohl eher schön ausformulierte Sätze als "real" vorkommen mögen.
Ich bin also darum bemüht möglichst viel Realismus in meiner Spielrunde aufzubauen und zu erleben. Realismus ist nämlich erlebte Wirklichkeit. Dies beinhaltet auch die Bedienung der Erwartungshaltung (siehe ebenfalls 23) an das Verhalten der Welt.
Ich habe mich jetzt sehr kurz gefasst, erläutere Details aber gerne im Nachhinein, falls Unklarheiten zu meiner Meinung bestehen.
[Rückverweis zum Ursprungspost]