DonJohnny hat geschrieben:Ich starte grad einen Versuch, das Arkana Karten System auf DSA übernehmen.
Ist denn der DSA-Spielwelthintergrund überhaupt mit heroisch-cineastischem Erzählspiel verträglich? Wenn nicht, dann kann man mit dem Arkana-System eben nicht die gleiche Art Geschichten erleben, die man nach dem DSA-System erlebt hatte. Damit entfremdet man DSA-vertraute Spieler, weil man ihnen etwas Gewohntes nimmt (das Würfeln) und ihnen etwas anderes nicht nur nimmt, sondern "zerbrochen" zurückgibt (die Vertrautheit mit der Welt und den Geschichten, die darauf spielen).
DonJohnny hat geschrieben:Ich ordne verschiedenen Göttern und sonstigen Prestigeträchtigen Wesen gute und schlechte Merkmale zu. Sieht schon mal nicht schlecht aus.
Doch! Es sieht schlecht aus! Das Arkana-System nimmt nicht einfach Götter oder "prestigeträchtige" Wesen, sondern nimmt Archetypen des Spielhintergrunds (der Monach, die Begine, der Kardinal, der Templer, die Beutereiter, der Komtur, die Schar, der Schrottbaron, der Ketzer), tragende Elemente der Geschichten, die man auf der Welt von Engel erleben kann (das Fegefeuer, die Traumsaat, die Kirche, der Himmel, Roma Aeterna, die Erzengel) und vor allem Grundkonzepte der epischen Geschichten, die vor diesem Hintergrund angesiedelt sind (der Tod, das Buch der Bücher, die Welt, der Schöpfer, der Herr der Fliegen, die Inspiration, das Schicksal). Damit ergibt sich aus einem Arkanum das Grundkonzept, das die nächste Szene bestimmt. Jedes Arkanum hat zwei Bedeutungen - eine aufrechte und eine umgekehrte. NICHT jedoch eine "positive" und eine "negative"! Z.B. Arkanum:Das Fegefeuer - aufrechte Bedeutung: Zerstörung, umgekehrte Bedeutung: Wiedergeburt. Hier wäre wohl kaum eine "aufrecht = positiv"-Zuordnung durchzuhalten. Vielmehr ist es so, daß die aufrechte Bedeutung der Essenz des Arkanums entspricht und die umgekehrte Bedeutung den Gegenpol dieser Essenz darstellt. Zwischen diesen Polen läßt sich dann die jeweilige Ausprägung in der realen Welt finden. Damit ist sowohl das Arkanum als auch seine "Pole" wichtig für den Umgang im Arkana-System. Um beim Fegefeuer-Beispiel zu bleiben, so ist die Essenz des Fegefeuers die Zerstörung. Aber ohne eine Zerstörung kann es auch keine Wiedergeburt geben! Daher gehören diese Begriffe zu den Polen in denen sich das Arkanum:Fegefeuer in der Welt auswirken kann. Wurde Fegefeuer gezogen, so wird die betreffende Szene kaum mit Glück, Kreativität oder Stärke aufzulösen sein, sondern mit der zerstörenden Allgewalt, oder der mystischen Abkunft der Fegefeuer oder der unvorhersagbaren Wanderung der Fegefeuer etc. Dies fällt alles zur Auflösung des Arkanums Fegefeuer ein, da man es aus dem Hintergrund der Welt gut kennt und mit dem Arkanum eine ganze Kette an Assoziationen losgelassen wird, von denen man eine passende für die augenblickliche Situation finden kann. Wäre diese Assoziationskette nicht der wesentliche Aspekt, so bräuchte man nur eine gewisse Anzahl Begriffe auf Karten zu schreiben und einfach zur Assoziation als bloße Worte ziehen zu lassen. Durch das Arkanum und seine intime Verbundenheit mit der Welt der Engel ergibt sich jedoch immer eine direkter Bezug zu der Geschichte, in deren Kontext das Arkanum gezogen wurde. Damit geht es über eine einfache Assoziationsbegriffsdatenbank hinaus. (Und ist im übrigen auch vom Grundsatz her nicht mit einem Würfel, der nur Wahrscheinlichkeiten in Form von Zufallszahlen überprüfen kann, zu vergleichen!). Daher solltest Du Dir überlegen, welche Arkana der DSA-Welt geeignet sind solche Assoziationsketten loszutreten. Wenn Du dafür die Götter und Prestigeträchtigen Wesen geeignet hältst, dann mag es Erfolg haben. Frag zur Sicherheit aber lieber vorher bei unterschiedlichen Spielern mal nach, was ihnen denn so einfällt z.B. zum Arkanum:Hesinde. Wenn bei den Arkana welche dabei sind, zu denen den Spielern nichts einfällt, dann laß diese sofort weg.
DonJohnny hat geschrieben:Ich hab zwar keine guten Bilder gefunden die ich da drauf machen könnte aber ich mein auf die kommt es ja sowieso nicht an...
Nicht auf die Bilder an sich, jedoch aber darauf, daß jeder Spieler etwas mit den Arkana, die Du verwenden möchtest, verbinden kann. Daher ist die stimmige Auswahl der Arkana und die Analyse der Pole der ausgewählten Arkana die eigentlich schwierige Aufgabe.
Daher, viel Glück bei Deinem Unterfangen (und verständnisvolle Spieler), Du wirst es (sie) brauchen.
post scriptum: Ich bin (mit mäßiger Energie) dabei die Konzepte des Arkana-Systems für die Welt Glorantha anzupassen. Diese Welt wurde ursprünglich für Erzählspiele konzipiert und später aber mit einem eher simulationsorientierten System (RuneQuest - basierend auf dem Basic Roleplaying System wie auch Cthulhu) veröffentlicht. Die aktuelle Spielsystemumsetzung (HeroWars bzw. HeroQuest) ist viel näher am Erzählspiel orientiert, aber m.E. nicht flüssig spielbar. Daher meine Idee das Arkana-System für Glorantha einzusetzen. Die Welt Glorantha ist eine magiereiche Welt, auf der die Götter so gerade eben nicht mehr auf Erden wandeln ("Aber vorgestern taten sie es noch!"). Daher springen einem die Arkana förmlich entgegen. Die Basis der spirituellen Welt Gloranthas sind die Runen (daher RuneQuest). Die Runen stellen im eigentlichen Sinne Arkana dar, weshalb ich auch ganz zuversichtlich bin, daß die Glorantha-Arkana-Adaption funktionieren kann. Andererseits habe Ich letztes Jahr viel auf den D&D 3rd Forgotten Realms gespielt und bin der Meinung, daß man solch eine Spielwelt schlichtweg nicht nach Arkana-System "bespielen" kann. Die dortigen Geschichten und der gesamte Welthintergrund sind so oberflächlich, daß die Erzähltiefe eines Würfelwurfes dafür vollkommen ausreicht.