Spott und Hohn
Def.:
„Spọtt der; -(e)s; nur Sg; Spott (über jemanden/etwas) Worte od. Handlungen, die die Absicht haben, jemandes Gefühle zu verletzen, sich über ihn lustig zu machen ≈ Hohn"
TheFreeDictionary.com Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache. © 2009 Farlex, Inc. and partners.
Def.:
„Hohn der <Hohns (Hohnes)> (kein Plur.) offen gezeigte Verachtung“
TheFreeDictionary.com Deutsches Wörterbuch. © 2009 Farlex, Inc. and partners.
Spott und Hohn sind alte Bekannte. Nein, das ist durchaus untertrieben. Sie sind verlässliche Vertraute. Treue Begleiter auf meinem Lebensweg.
Selten nur schwängerten sie meine Blicke, noch seltener spie ich sie aus meinen Mund. Teilweise bereue ich diese Gelegenheiten. Doch vollständig vergebe ich mir...
Denn mein Motiv war nie Sadismus. Nur Selbstschutz oder Frustration, geboren aus einem Gefühl der Minderwertigkeit. Seit ich mir dessen bewusst bin, halte ich sie wie räudige Hunde. Nein, der Vergleich hinkt. Nicht dem bissigsten Köter wäre ich fähig solch eine Behandlung zuteil werden zu lassen...
Eingesperrt im feuchten Keller. Tief unten. Angekettet. Dort hör’ ich sie nicht geifern. Deshalb fühle ich mich sicher vor ihrer Wut. Ein Ausbruch aus diesem Verlies ist nahezu unmöglich und ginge mit absolutem Kontrollverlust, ja einer Ohnmacht einher.
Ich genieße die Macht ihrer Herr zu sein. Es ist ein Teil dessen für mich, was Freiheit ausmacht. Keine Angst zu haben. Denn nur in mir selbst fürchte ich sie.
Der Spott und Hohn anderer mir gegenüber sind wie die sprichwörtlichen Hunde, die kläffen aber nicht beißen (Ja, schon wieder ein Hundebeispiel. Verzeiht diese bizarre Fixierung). Sie können natürlich bedrohlich wirken. In der Vergangenheit hatten sie diesen Effekt durchaus. Wenn sie nicht sogar schmerzten...
Doch wie das kleine Kind sich mit der Zeit an Nachbars kläffenden Hund gewöhnt und der Hund sich gleichwohl an des Nachbars Kind gewöhnt, so wurden wir vertraut miteinander. Heute winselt dieser Hund in erbärmlicher Unterwürfigkeit.
Was sind oberflächlicher Spott und Hohn anderes als ein Zeichen der Schwäche? Da sprechen Minderwertigkeitskomplexe. Indem einer mich verspottet, versucht er sich über mich zu stellen, mir oder Außenstehenden zu vermitteln: Ich bin besser als du!
Das kann ich nur als verzweifelten Versuch deuten, das eigene Selbstwertgefühl aufzumöbeln. Wer mir wirklich (egal in welcher Weise) überlegen ist, für den bin ich unsichtbar. Keine Bedrohung. Eher bemitleidenswert. Kein Grund mich zu attackieren.
Wer über ein gesundes Selbstwertgefühl verfügt, hat kein Interesse sich überhaupt mit mir zu vergleichen. Kein Drang besser als ich zu sein.
Der (für mich) Weise steckt mich nicht aufgrund meiner äußeren Erscheinung in Schubladen oder verurteilt mich aufgrund einer unbedachten Aussage. Er vermeidet mich in besser/schlechter, intelligenter/dümmer, schöner/hässlicher, etc. zu kategorisieren und versucht stattdessen hinter die Fassade zu blicken. Selbst Naivität kann vorgetäuscht sein. Der wirklich Naive belächelt den Naiven...
Ich beginne abzuschweifen. Diese Reflektion über Spott und Hohn nur, weil mich am Wochenende mal wieder einer als „Schwuli“ bezeichnet hat. Abgesehen davon, dass ich mich mit den Homosexuellen ärgere, die durch solch verächtliche Bemerkungen diskriminiert werden...was meint ihr? Hat es mich gestört? Verletzt? Überhaupt tangiert? Nicht im Geringsten! Ich habe mich gut gefühlt. Lediglich versucht diesen armen Menschen nicht sofort in ein Schublade zu stecken. Das spöttische Lächeln, das drohte mich zu beschleichen, habe ich natürlich unterdrückt.
